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Newsroom – Senta Krasser

Wie Ostdeutschlands Regionalzeitungen um ihre Zukunft ringen

Wie Ostdeutschlands Regionalzeitungen um ihre Zukunft ringen Was tun gegen Zeitungswüsten im Osten? (Illustration: ChatGPT)

Sinkende Auflagen, steigende Kosten, digitaler Wandel: Die Blätter stehen unter massivem Druck. Welche Strategien Verlage jetzt verfolgen, um Lokaljournalismus am Leben zu halten – und welche Risiken das birgt.

Dresden – Sinkende Auflagen, steigende Kosten, digitaler Wandel – ostdeutsche Regionalzeitungen stehen unter massivem Druck. Die Konzentration auf dem Zeitungsmarkt nimmt zu, während die Meinungsvielfalt schwindet. In einigen Regionen droht bereits der Rückzug aus der Fläche. Welche Strategien Verlage jetzt verfolgen, um Lokaljournalismus am Leben zu halten – und welche Risiken das birgt. Antworten gibt Senta Krasser im aktuellen „medium magazin“.

 

Dass eine ostdeutsche Regionalzeitung bundesweit Schlagzeilen macht, passiert selten. Doch genau das gelang der Thüringer Allgemeinen, als CDU-Chef Friedrich Merz im TV-Duell ein Zitat von Olaf Scholz präsentierte – aus einem Interview, das Chefredakteur Jan Hollitzer gemeinsam mit zwei Kollegen geführt hatte. Für einen kurzen Moment war lokaler Journalismus national sichtbar. 30 neue Abonnements waren das unmittelbare Resultat – ein kleiner, aber symbolträchtiger Erfolg. Doch er wirft auch eine große Frage auf: Wie oft gelingt es den Regionalzeitungen in Ostdeutschland heute noch, journalistische Relevanz zu entfalten?

 

Die Realität sieht ernüchternd aus: Die Zahl der Lokalredaktionen schrumpft, die Zuschnitte der Berichterstattung werden größer, der Fokus verlagert sich vom Lokalen zum Regionalen. Was bleibt, ist häufig nur eine einzige Zeitung pro Landkreis – und die steht unter wirtschaftlichem Druck. Das birgt Gefahren für die demokratische Öffentlichkeit.

 

Die vielzitierte Nachrichtenwüste ist laut einer Studie der TU Dresden in Thüringen zwar noch nicht Realität – doch die Warnzeichen mehren sich. Denn wo keine lokale Berichterstattung mehr stattfindet, ist der Nährboden für Desinformation und Politikverdrossenheit besonders fruchtbar.

 

Gleichzeitig kämpfen die Verlage mit explodierenden Zustellkosten – besonders in dünn besiedelten Gebieten. In der brandenburgischen Prignitz hat Madsack deshalb bereits im Oktober 2023 die gedruckte Lokalausgabe des „Prignitz-Kurier“ eingestellt – ein bislang beispielloser Schritt. Auch andere Medienhäuser experimentieren mit digitalen Lösungen: E-Paper-only-Tage, Zustellung per Bote auf Verlagskosten, oder der komplette Verzicht auf Montagsausgaben in Papierform, wie bei der HCSB in Südthüringen.

 

Doch der Übergang ist schwierig. Die Akzeptanz der digitalen Alternativen schwankt stark – nicht nur bei älteren Lesern. Selbst moderate Umstellungen, wie sie die Funke-Gruppe in Greiz versuchte, scheiterten an mangelnder Wandlungsbereitschaft.

 

Und: Es fehlt an Nachwuchs. Während Journalistenschulen über zu wenig Bewerberinnen und Bewerber klagen, versuchen Chefredakteure, ihr verbleibendes Personal zu halten – teils mit verzweifelten Mitteln.

 

  • Papierlos in Thüringen
  • Totalumbau in Sachsen
  • Gedruckt in Sachsen-Anhalt

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