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Wie man alleine mit ChatGPT die Überwachung von Millionen enthüllt

Wie man alleine mit ChatGPT die Überwachung von Millionen enthüllt Eric van den Berg (Foto: Mark Prins)

An diese Recherche würden manche Redaktionen ein ganzes Team setzen – aber Eric van den Berg hat sie allein bewältigt. Er hat Abermillionen Handy-Standortdaten durchleuchtet und einen Skandal enthüllt.

Amsterdam – Spontan fallen ihm zwei Gründe ein, warum seine Enthüllung nicht mehr Aufsehen erregt hat: Zum einen kennen nicht viele den niederländischen Privatsender BNR Nieuwsradio. Und zum anderen braucht es etwas technisches Verständnis, um die Tragweite von Eric van den Bergs Recherche zu verstehen. Dabei könnte sie kaum alarmierender sein: Die Standortdaten von potenziell Millionen ahnungslosen Handy-Nutzenden landen auf dem weltweiten Datenmarkt, abgeflossen durch populäre Apps. Und praktisch jeder kann darin die Bewegungsprofile von Personen finden, ohne dafür einen Cent zu zahlen. Drei Fragen an van den Berg von Sebastian Meinecke aus dem aktuellen „mediun magazin“:

 

Was ist das Wichtigste an deiner Enthüllung?

Eric van den Berg: Die Einfachheit, mit der man Handy-Standortdaten erwerben kann. Manch einer wird sagen: „Das ist doch längst bekannt.“ Schließlich gab es dazu 2019 die große „New York Times“- Recherche „One Nation Tracked“ über Daten von Menschen in den USA (t1p.de/databroker- US). Und doch war ich überrascht, wie offen solche Daten auch innerhalb der EU gehandelt werden. Und wie billig sie sind. Meine Recherche mit mehreren Millionen Standorten basiert allein auf kostenlosen Datensäzen, die mir Datenh.ndler als Gratisprobe geschickt haben.

 

Als Gratisprobe?!

Ja, dafür gibt es Plattformen, die Datenhändler und Kundinnen und Kunden Kunden zusammenbringen. Die Gratisproben sind dazu da, dass man sich vor dem Kauf einen Eindruck von dem Produkt verschaffen kann.

 

Und jeder Mensch kann sie sich so wie du besorgen?

Ja, ich habe mir einen kostenlosen Account auf einem Datenmarktplatz angelegt und dort nach Unternehmen gesucht, die Standortdaten aus den Niederlanden anbieten. Ein Unternehmen hat mir ohne Rückfragen den Datensatz geschickt, ein anderes wollte zuerst mit mir einen Videocall machen. Das war aber vor allem ein Verkaufsgespr.ch. Ich habe nicht direkt gesagt, dass ich die Daten für eine journalistische Recherche haben m.chte. Aber ich bin mit vollem Namen und meiner beruflichen E-Mail-Adresse aufgetreten.

 

Wie die Recherche im Detail funktionierte