Vermischtes
Newsroom – Markis Wiegand

Wie gut war Julia Jäkel als Gruner+Jahr-Chefin?

Wie gut war Julia Jäkel als Gruner+Jahr-Chefin? Julia Jäkel (Foto: Jens Schicke/SZ-Photo/picturedesk.com)

Vier Jahre nach ihrem Abschied verteidigt Julia Jäkel ihre Zeit als Gruner+Jahr-Chefin – und teilt dabei auch versteckte Kritik an Bertelsmann aus.

Hamburg – Sie ist unbestritten eine der populärsten Medienmenschen. Auf LinkedIn versammelt Julia Jäkel mehr als 122.000 Follower. Das zeigt: Sie hat ein gutes Gespür für ihre Außendarstellung, schreibt Chefredakteur Markus Wiegand in seiner Kolumne „Aus unseren Kreisen“ im aktuellen „kress pro“. Und weiter:

 

Deshalb hat sie es bisher sehr sorgsam vermieden, sich seit ihrem Abschied vor vier Jahren zu G+J oder Bertelsmann zu äußern. Auch ihr ehemaliger Arbeitgeber mochte öffentlich nicht nachkarten. In Hintergrundgesprächen allerdings bricht in der Umgebung von Gütersloh dann doch gelegentlich durch, dass man nicht restlos von den Leistungen der ehemaligen G+J-Chefin überzeugt war. Im Gegenteil lastet man ihr an, dass sie dem Zeitschriftenhaus in ihrer Amtszeit keine ausreichende wirtschaftliche Perspektive gegeben habe. Der stückweise Verkauf der Zeitschriften habe also auch etwas mit ihrer Managementleistung zu tun und könne nicht allein Bertelsmann angelastet werden, lautet der Tenor.

 

Auf offener Bühne blitzt dieser Dissens nur selten auf. Manchmal allerdings schon. So sprach Philipp Westermeyer Julia Jäkel in seinem OMR-Podcast Anfang April nach dem Verkauf von „Brigitte“, „Eltern“ und „Gala“ an Funke auf ihre Zeit an der Spitze von G+J an. Und Jäkel machte gleich mal deutlich, dass sie jedenfalls einen guten Job gemacht hat und auch im Rückblick „nichts Grundsätzliches“ anders machen würde. 2021 etwa, im Jahr ihres Abschieds, „da hatte G+J 134 Millionen Ebitda, 50 Prozent Digitalumsatz, 13 Prozent Umsatzrendite und danach – weißt du, was dann passiert ist – sind ein paar Dinge nicht so gut gelaufen“, sagte sie.

 

Zur Erinnerung: Das, was danach kam, war die Fusion des einst stolzen Zeitschriftenhauses mit dem Unterhaltungssender RTL. Ungewohnt deutlich wurde Jäkel auch mit ihrer Aussage zu den neuen Eigentümern. „Du brauchst Gesellschafter, die Lust auf dieses Geschäft haben, und deshalb finde ich es gut, dass Funke die ,Brigitte‘ übernimmt.“ Was im Umkehrschluss bedeutet, dass Bertelsmann eben keine Lust mehr auf das Geschäft hatte.

 

Und weiter: Man müsse sich kümmern, man müsse „Liebe aufbringen“ für seine Marken, man müsse sich „detailliert beschäftigen“ und immer „neue Sachen ausdenken“. Und eben nicht: „Wumms. Ich skaliere mal vor mich hin“, meint Jäkel. Ganz unrecht hat sie da wohl nicht. Letztlich war Bertelsmann das reife Geschäft mit den journalistischen Inhalten zu margenschwach.

 

Jäkels Fazit im OMR-Podcast: „Du kannst nicht gegen strategische Interessen eines Gesellschafters dauerhaft agieren.“ Was gelegentlich ebenfalls vergessen wird und Jäkel im Gespräch mit Westermeyer betont: Die Digitalfirma Applike, die zwei Gründer bei G+J entwickelt haben, ist eines der erfolgreichsten deutschen Start-ups. Schon vor drei Jahren bezifferte Bertelsmann den Wert auf 500 Millionen Euro.

 

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Zu den Antworten

 

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