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Newsroom – Markus Wiegand

Warum Springer die Höhe von Döpfners Vermögen jetzt nicht mehr schätzen muss

Warum Springer die Höhe von Döpfners Vermögen jetzt nicht mehr schätzen muss Springer-Chef Mathias Döpfner

Die Liste mit den 1.000 reichsten Deutschen wird eingestellt. Hat Mathias Döpfner dabei eine Rolle gespielt?

Berlin – Axel Springers Welt-Gruppe spart sich künftig die Liste mit den 1.000 reichsten Deutschen. Das von Klaus Boldt betreute Erfolgsformat wird eingestellt. Der Schritt passt überhaupt nicht zu einem Haus wie Springer. Hat Mathias Döpfner dabei eine Rolle gespielt?

 

Chefredakteur Markus Wiegand in seiner „kress pro“-Kolumne „Aus unseren Kreisen“:

Dazu gibt es zwei Versionen. Eine offizielle und eine interne. Um einen Spannungsbogen zu setzen, beginnen wir mit dem, was Axel Springer dazu sagt, dass die Welt-Gruppe keine Liste mit den 1.000 reichsten Deutschen mehr publiziert: „Die Liste war jahrelang ein beliebtes und interessantes Format. Ausschlaggebend für die Einstellung waren alleine redaktionelle Gründe“, heißt es in der Antwort. „Die Liste war klar mit der Marke ,Bilanz‘ und den Darstellungsmöglichkeiten eines Magazins verbunden. Diese ist versuchsweise nach der Einstellung von ,Bilanz‘ in ,Welt am Sonntag‘ und ergänzend hybrid online auf welt.de erschienen was weder für unsere Leser noch das Format eine befriedigende Darstellung ist.“ Daher habe die Chefredaktion der „WamS“ gemeinsam mit Autor Klaus Boldt entschieden, das Format einzustellen. Grundsätzlich möchten wir es Ihnen überlassen zu beurteilen, ob das glaubwürdig ist. Einfach zwei Anmerkungen, um Sie dabei nicht allein zu lassen:

 

1. Die Welt-Gruppe leistet sich mit Klaus Boldt den vielleicht besten Kenner der Reichen in Deutschland, der das Format erfunden und anschließend für das „Manager Magazin“ und dann die „Bilanz“ jahrelang betreut hat.

 

2. Die Reichstenliste ist jährlich wiederkehrend vermutlich das erfolgreichste Format des Wirtschaftsjournalismus überhaupt.

 

Und es passt überhaupt nicht zu einem Haus wie Springer, das nicht müde wird, den journalistischen Kern zu betonen, so ein Format in einem Anfall von Mutlosigkeit einzustellen.

 

In der Redaktion wundern sich auch einige über den Schritt und bieten einen Gedanken, der plausibler wirkt.

 

Demnach kommt es den Anteilseignern Mathias Döpfner und Friede Springer ganz gelegen, dass Springer ein Magazin als ideale Abspielfläche für die Reichstenliste fehlt. Denn dann wird nicht einmal im Jahr das Vermögen der Springer-Gesellschafter in der eigenen Zeitung rausposaunt. Auch wenn die Redakteure den Reichtum nur schätzen, hat die Zurschaustellung im eigenen Blatt doch den Charakter einer fast offiziellen Mitteilung.

 

Dazu passt: Anders als in seinen Sonntagsreden beim BDZV und sonstwo ist Döpfner in Sachen eigener Transparenz eine echte Mimose. Als einer der ganz wenigen CEOs in Dax und MDax legte er jahrelang seine Entlohnung mit fadenscheinigen Begründungen nicht offen. Und die Frage, ob er nach dem KKR-Deal bald Anspruch auf zweistellige Millionenboni hat, ist ebenfalls noch offen. Ach ja: Das „Manager Magazin“ schätzt das Vermögen von Mathias Döpfner und Friede Springer auf rund 4 Milliarden Euro. Springer mochte die Zahl auf „kress pro“-Anfrage nicht kommentieren.

 

In seiner aktuellen „kress pro“-Kolumne widmet sich Chefredakteur Markus Wiegand auch folgenden Fragen:

  • Warum geht Stefan Hilscher bei der SZ?
  • Was wollen die Belgier mit der Aachener Zeitung?
  • Warum hat Bild TV bei ARD/ZDF Bilder geklaut?

Antworten finden Sie hier.