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„Tesla Files“: Wie Elon Musk das „Handelsblatt“ kennenlernte

„Tesla Files“: Wie Elon Musk das „Handelsblatt“ kennenlernte Sebastian Matthes

Dem Team um Chefredakteur Sebastian Matthes ist schon jetzt die Wirtschaftsgeschichte des Jahres 2023 gelungen.

Düsseldorf – Einen größeren Gegner als Elon Musk hätte das „Handelsblatt“ für seine Veröffentlichung auf der ganzen weiten Welt nicht finden können, schreibt Chefreporter Wolfgang Messner in seinem „Branchengeflüster“ in der aktuellen „Wirtschaftsjournalist:in“. und weiter: Der 51-jährige Südafrikaner ist mit einem geschätzten Vermögen von 192 Milliarden Euro nach dem neuesten, Anfang Juni veröffentlichten Bloomberg-Index wieder als reichster Mann der Welt gelistet. Sein wichtigstes Projekt ist der Tesla und die Frage, einen Autopilot für selbstfahrende Fahrzeuge zu entwickeln, entscheide darüber, „ob Tesla viel Geld wert ist oder praktisch null“. Mit diesem Musk-Zitat beginnt der zehnseitige Report zu den „Tesla Files“, den die Wirtschafts- und Finanzzeitung an Pfingsten in seinem Wochenendprodukt veröffentlicht hat. Auch um die Frage, wie gut sich das Megaprojekt von Tesla so macht, gleich mit zu beantworten: Das „Handelsblatt“ ist die Antwort nicht schuldig geblieben. Der Tesla sei „zu gefährlich für die Straße“. Rumms. Das hat gesessen. Elon Musk wird’s nicht gefreut haben.


Es ist ungewiss, ob der polyglotte Milliardär, der auch einen kanadischen und einen US-amerikanischen Pass hat, zuvor jemals vom „Handelsblatt“ gehört hatte. Man darf davon ausgehen, dass die Zeitung aus Düsseldorf nun auch für Musk ein Begriff ist.


23.000 Dateien umfassen die „Tesla Files“. 100 Gigabyte Daten wurden dem Investigativteam zugespielt. Darin finden sich offenbar hochbrisante und sensible Daten wie Gehälter und Privatanschriften von mehr als 100.000 aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern und weitere zahllose vertrauliche Dokumente, an die man bei Tesla offenbar ohne großen Aufwand kommen kann, was ein bedenkliches Licht auf die internen Sicherheitsmaßstäbe dieser Firma wirft.


In den Unterlagen findet sich offenbar unter anderem auch ein Geheimbericht zu Problemen beim autonomen Fahren des Tesla Cybertrucks, auf dem die Hoffnungen des ganzen Unternehmens ruhen. Vor allem gibt es sehr viele Berichte, Gerichtsunterlagen mit 2.400 Beschwerden und mehr als tausend Unfälle – auch tödliche – mit den Autopiloten. Mit anderen Worten: die „Handelsblatt“-Veröffentlichungen sind ein Frontalangriff auf das Geschäftsmodell von Tesla. Man kann die Bedeutung dieser Enthüllung gar nicht hoch genug einschätzen. Viele englischsprachige Medien versuchen bei Tesla seit Langem erfolglos an Internas zu kommen. Es ist keine Frage, dass die „Tesla Files“ schon jetzt die Wirtschaftsgeschichte des Jahres 2023 sind – und vielleicht eine der wichtigsten Storys der vergangenen Jahre überhaupt –, gleichgültig, was das restliche Jahr noch an Enthüllungen bringen mag.

 

  • Gibt’s für die „Tesla Files“ doch noch weitere Medienpartner?
  • Warum wird die Tesla-Story so defensiv vermarktet?

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