Russische Nachrichtenplattform muss Werbekampagne stoppen

Berlin – Vor zwei Wochen startete die unabhängige russische Nachrichtenplattform Meduza erstmals eine globale Kampagne, um auf ihren Kampf für freie Meinungsäußerung und gegen Pressezensur aufmerksam zu machen. Die darin verwendeten Bilder sorgten nun für einen Sturm der Entrüstung bei zahlreichen Ukrainerinnen und Ukrainern. Meduza und ihre Berliner Agentur Lure Media haben Konsequenzen gezogen, das berichtet Chefredakteurin Baerbel Egli-Unckrich auf „campaign“ am Wochenende. 

Lure beleuchtete in der Kampagne „Where other headlines end, Meduza begins.“ die Entschlossenheit, mit der das Team seine Geschichten für alle jene Leserinnen und Leser auf die Straße bringt, die auf der Suche nach Wahrheit sind. Der Auftritt umfasste Guerilla-Aktionen in mehreren Städten, Bewegtbild, Podcast-Werbung, OOH und Social Media. Für die Kampagnen-Assets wurde ausschließlich journalistisches Material verwendet. Dabei zeigten einige der verwendeten Bilder ukrainische Kriegsopfer, die so unwissentlich zum Teil einer Kampagne für ein russisches Medium wurden.

Nachdem sich zahlreiche Ukrainerinnen und Ukrainer in den sozialen Netzwerken über den Werbeauftritt von Meduza beschwert hatten, meldete sich auch das ukrainische Außenministerium zu Wort und übte scharfe Kritik an der Kampagne. Stein des Anstoßes ist unter anderem das Foto eines Mannes, dessen gesamte Familie bei einem russischen Angriff auf Lemberg im September vergangenen Jahres getötet wurde. Das Foto entstand während der Beerdigung seiner Frau und seiner drei Töchter. Das Ministerium in Kiew bezeichnet dies als zynisch und forderte die Entfernung der Bilder. 

Meduza und Lure Media haben inzwischen auf die Vorwürfe reagiert und die Kampagne mit sofortiger Wirkung gestoppt. Außerdem hat Meduza den Angriffskrieg gegen die Ukraine ausdrücklich verurteilt und Russland voll verantwortlich dafür gemacht.