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Newsroom – Roland Karle

Nikolaj Schmolcke: „Bilanzen lesen für Journalisten ist nicht schwer, aber sexy“

Nikolaj Schmolcke: „Bilanzen lesen für Journalisten ist nicht schwer, aber sexy“ Nikolaj Schmolcke (Foto: Frank von Wieding)

Geschäftsberichte von Unternehmen zählen nur wenige Journalisten zu ihrer Lieblingslektüre. Dabei geben sie offene Geheimnisse preis und bieten Stoff für Geschichten – auch allen, die keine Fachjournalisten sind, sagt der Bilanzprofi. 22 Fragen und Antworten.

Berlin – Nikolaj Schmolcke, der das Rechnungswesen der Vapiano-Gruppe leitete und mehr als 100 Jahresabschlüsse erstellt hat, behauptet, dass das Lesen von Bilanzen nicht nur einfach, sondern auch faszinierend ist. Mit Begeisterung spricht er über „aktive latente Steuern“, „immaterielles Vermögen“ und „Rückstellungen“ – Themen, die für viele abstrakt klingen, ihm jedoch sprühende Leidenschaft entlocken.


„Bilanzen lesen“, sagt der 60-Jährige, „ist nicht schwer, aber sexy.“ In seinem Business-Bestseller „Offene Geheimnisse“ erklärt er, wie Jahresabschlüsse das bunte Wirtschaftsleben widerspiegeln. Doch wie gelangt man überhaupt in die Welt der Bilanzen und entdeckt die dahinterliegenden Erkenntnisse? Schmolcke ist überzeugt: „Mit einfachen Grundbegriffen und den richtigen Fragen kommt man schon sehr weit.“ Und so beginnt die Reise in die faszinierende Welt des Bilanzlesens. Roland Karle hat für das aktuelle „medium magazin“ mit Schmolcke gesprochen:

 

1. Woraus ein Jahresabschluss (JA) besteht

Im Wesentlichen aus vier Teilen: Bilanz, Gewinn-und-Verlust-Rechnung (GuV), Anhang und Lagebericht.

2. Unterschied Bilanz und GuV

Die Bilanz stellt Vermögen und Schulden gegenüber, während die Gewinn-und- Verlust-Rechnung Erträge und Aufwände eines Jahres notiert. Die sich ergebende Differenz wird als Jahresüberschuss (Gewinn) bzw. Jahresfehlbetrag (Verlust) ausgewiesen – und erscheint auf der Passivseite der Bilanz.

3. Was Passivseite und Aktivseite sind
4. Was hinter der oft zitierten Eigenkapitalquote steckt
5. Was mit Forderungen und Verbindlichkeiten passiert
6. Welche Unternehmen zur Erstellung eines JA verpflichtet sind
7. Wann JAs veröffentlicht werden müssen
8. Wo die Informationen einsehbar sind
9. Wie man sieht, ob ein Unternehmen erfolgreich ist
10. Was genau Umsatz bedeutet und wie Gewinn berechnet wird
11. Wie die Umsatzrendite berechnet wird
12. Wie Dividende und Gewinn zusammenhängen

Dividende ist der Anteil vom Gewinn, der an die Eigentümer (Gesellschafter, Aktionäre) ausgeschüttet wird. Kleine Navigationshilfe, um die Dividende bzw. Gewinnausschüttung im JA zu finden: Sie wird in der Kapitalflussrechnung als separate Position im Finanzcashflow aufgeführt.

13. Oft gehört: EBIT und EBITDA. Was damit gemeint ist
14. Warum „Abschreibung“ so wichtig ist

15. Was die Verwendung von Gewinnen über die Geschäftspolitik eines Unternehmens aussagt

Die Erfahrung lehrt: Firmen, die dauerhaft erfolgreich sind, schütten systematisch weniger Dividenden aus, als sie Gewinn erwirtschaften. Aufschluss geben die Positionen „Jahresüberschuss“ (Gewinn) am Ende der GuV sowie „Dividende“. Geld und Gewinne, die im Unternehmen bleiben, „machen sie unabhängiger von Banken“, sagt Finanzprofi Schmolcke. Wie das im Einzelfall praktiziert wird, „kann man ablesen an der Eigenkapitalquote, also dem Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme. Sehr konservative Mittelständler weisen hier regelmäßig 60 Prozent oder mehr aus.“ Auch Konzerne wie Beiersdorf erzielen seit Jahren solche Werte, während etwa Ströer eine andere Praxis verfolgt und anorganisches Wachstum forciert.

16. Wie das im Einzelfall praktiziert wird
17. Was „anorganisches Wachstum“ bedeutet
18. Wie ein Journalist am Beispiel der Ströer-Bilanz erkennen kann, wie wirtschaftlich gut oder schlecht, finanziell erfolgreich und seriös das Unternehmen aufgestellt ist
19. Was der JA darüber aussagt, wie gut es einer Firma geht
20. Worauf man besonders achten sollte
21. Warum es Rückstellungen gibt – und wie sie wirken
22. Wozu es Anhang und Lagebericht benötigt

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