Vermischtes
Newsroom

Meike Schreiber: „Der ständige Umgang mit Geld macht manche Leute gierig bis hin zu kriminellem Verhalten“

Meike Schreiber: „Der ständige Umgang mit Geld macht manche Leute gierig bis hin zu kriminellem Verhalten“ (Foto: Friedrich Bungert)

Die Bankenreporterin der „Süddeutschen Zeitung“ erklärt, wie Bankenchefs mit Kritik umgehen, und wie sie sich gegen Klagen wehrt. Drei Fragen.

Frankfurt – Seit mehr als zwei Dekaden berichtet Meike Schreiber als Korrespondentin aus der Geldhauptstadt Frankfurt. Sie weiß, wann und wo es in der Finanzbranche rumort, rauscht und raschelt. Im Interview mit Roland Karle der aktuellen „Wirtschaftsjournalist:in“ erzählt die Bankenreporterin der „Süddeutschen Zeitung“, wie Bankenchefs mit Kritik umgehen und warum sich Alpha-Tiere aus dem Journalismus manchmal selbst im Wege stehen, welche Lehren sie aus Fällen wie Wirecard zieht und was sie bis heute an der Finanzszene fasziniert.

 

… Wenn man die Medienberichte studiert, stößt man seit Jahrzehnten immer wieder auf unlautere Geschäfte und Skandale in der Branche. Was für ein Menschenschlag sind denn Banker und Finanzmanager?
Meike Schreiber: Da sind genauso integre Menschen unterwegs wie in anderen Branchen auch, aber was, glaube ich, einen Unterschied macht, ist der ständige Umgang mit Geld, der manche Leute gierig macht und sie dazu verleiten kann, Grenzen auszutesten, bis hin zu kriminellem Verhalten. Das basiert nicht auf einer Studie oder wissenschaftlicher Erkenntnis, aber aus meinen Beobachtungen schließe ich, dass diese Abgründe in der Finanzbranche tiefer sind als anderswo.

 

Was war Ihre wichtigste Geschichte, die Sie in den vergangenen Jahren geschrieben haben?

Es gibt nicht die eine große Geschichte, aber einen Fall, über den ich mehrfach geschrieben habe: die Machenschaften eines undurchsichtigen Geschäftsmanns namens Daniel Wruck, der über erstaunliche Zugänge in die Vorstandsetagen deutscher Banken und in die hohe Politik verfügte. Wie es hinter den Kulissen zugeht, wie sehr es Entscheider mitunter an Sorgfalt vermissen lassen, wie sie sich leichtsinnig durch Gefälligkeiten locken lassen: Da habe ich von den Finanzunternehmen, den Chefs und ihren Kommunikatoren mächtig Gegenwind bekommen. Aber es ist wichtig, den Scheinwerfer auf solche systemischen Probleme zu lenken.

 

Was heißt „Gegenwind“ konkret: Wurden Sie beschimpft, bedroht, verklagt?

Klar, da gab es harte Konfrontationen, auch juristisch. Aber ich konnte mich auf gute, zuverlässige Quellen stützen, meine Recherchen waren fruchtbar, es kam immer wieder Neues zu Tage. Es gilt generell: Je zwielichtiger eine Person, desto höher ist das Risiko, dass geklagt wird. Aber es ist unsere Aufgabe als Journalisten, über Fehlverhalten, Missstände, Skandale zu berichten. Im Interesse aller, weil davon der Wirtschaftsstandort und die Standards in Unternehmen profitieren. Die „Süddeutsche Zeitung“ und ihre Rechtsabteilung stehen bei solchen Fällen felsenfest.

 

  • Bei welcher Geschichte haben Sie am meisten über sich und Ihren Beruf gelernt?
  • Im Fall „Wirecard“ haben sich Aufsichtsräte, Wirtschaftsprüfer, Investoren, Politiker, in einer heiklen Phase aber auch manche Journalisten, nicht mit Ruhm bekleckert. Welche Lehren ziehen Sie daraus?
  • Finanzthemen sind oft komplex, ein gutes Beispiel sind die Geschäfte und Prozesse um Cum-Ex, über die Sie intensiv berichten. Wie gelingt es, darüber leicht verständlich, relevant und spannend zu schreiben?
  • In Ihren Texten kritisieren Sie Vorstandschefs wie Christian Sewing von der Deutschen Bank oder Manfred Knof von der Commerzbank mitunter heftig. Wie gut gehen CEOs und andere Führungskräfte damit um?
  • Die Deutsche Bank hat seinerzeit Stefan Baron von der „Wirtschaftswoche“ und später Jörg Eigendorf von der „Welt“ als Kommunikationschefs verpflichtet. Mal an diesen Beispielen gefragt: Macht es die PR eines Unternehmens besser, wenn sie von früheren Top-Journalisten geleitet wird?
  • Sagen Sie mal: Wie viele Anfragen für einen Job in der PR haben Sie schon abgelehnt?

Zum ganzen Interview