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Newsroom – Marc Bartl

Leser mit Hilfe von KI erfunden: „fundamentaler Verstoß gegen publizistische Leitlinien“

Bei der Schweizer Gratiszeitung „20 Minuten“ ist es zu einer „Fehlleistung“ gekommen, wie Chef­redakteurin Désirée Pomper jetzt klarstellt. Was genau passiert ist.

Zürich – In der Ausgabe zum 25. Geburtstag der Schweizer Zeitung „20 Minuten“ gab es eine ganze Seite mit Testimonials von neun Leserinnen und Lesern, von denen zwei jedoch gar nicht existieren. Einen ersten Verdacht hatte vergangene Woche ein Nutzer bei X geäußert, dem die Bild­auflösung und ein „etwas komisches Ohr“ einer der gezeigten Personen aufgefallen sind.

 

An diesem Montag hat Chef­redakteurin Désirée Pomper in der Zeitung und auf der Website eine „Fehlleistung“ eingeräumt: Zwei Mitglieder der Redaktion hätten „in Eigen­initiative zwei Fotos von vermeintlichen Lesern mit Künstlicher Intelligenz generiert“ und diese publiziert. Eines der Zitate sei zudem nie von einem Community-Mitglied getätigt worden.

 

„Weder die Chef­redaktion noch die Redaktions­leitung wurden über diese Handlungen informiert“, schreibt Pomper und sieht darin einen „fundamentalen Verstoß“ gegen die publizistischen Leit­linien der Zeitung, die einen „verantwortungs­vollen Umgang mit Künstlicher Intelligenz“ vorsehen.

 

Besonders pikant: Gerade das Bild und das Zitat der zentral auf der Seite positionierten Person namens „Darrell“ sind nicht echt. Auch das Bild der „Remo" genannten Person ist KI-generiert. Die Redaktion arbeite den Fall nun auf und werde „angemessene Maßnahmen ergreifen“, schreibt Pomper, damit sich „dies nicht wiederholt“.

 

Auf Anfrage von persoenlich.com will Pomper den Fall nicht größer machen als er ist: „Mein Vertrauen in die Redaktion ist auch nach diesem Fall, der ein absoluter Einzelfall ist, ungebrochen hoch." Sie erlebe eine Redaktion, „welche die Glaubwürdigkeit hochhält, lebt, zelebriert und stolz darauf ist“, so Pomper bei dem Online-Magazin.