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Kein Background-Check: ARD arbeitet Fall Mischke auf

Kein Background-Check: ARD arbeitet Fall Mischke auf Thilo Mischke (Foto: ARD)

Zu Jahresanfang verkündete die ARD die Entscheidung, Thilo Mischke doch nicht als Moderator der Kultursendung „ttt“ einzusetzen. Die Aufarbeitung läuft nun. Wie ARD-Chef Florian Hager vorgehen will.

Frankfurt – Nach dem Aus für Thilo Mischke als Moderator des ARD-Kulturmagazins „ttt - titel, thesen, temperamente“ prüft der öffentlich-rechtliche Senderverbund weiterhin mögliche Konsequenzen. „Mein Job war jetzt, dafür zu sorgen, dass es eine Aufarbeitung gibt“, sagte der neue ARD-Vorsitzende Florian Hager in Frankfurt laut einem dpa-Bericht. Es sei dazu eine Projektgruppe eingesetzt worden, die vom Chefredakteur der ARD-Programmdirektion, Oliver Köhr, geleitet werde.

 

Dabei gehe es auch um die Art und Weise, wie die ARD zu dem Fall kommuniziert habe. „Es war einfach schlecht, wie wir da reagiert haben“, sagte Hager, der auch Intendant des Hessischen Rundfunks (HR) ist. Das sei "suboptimal" gelaufen. „Wir klären also da noch mal in der Struktur die Verantwortlichkeiten, dass auch vor allem in Krisensituationen eine Person auch nach außen hin sprechen kann.“

 

Derzeit könne zur Aufarbeitung nichts Neues kommuniziert werden, sagte Hager. Die Entscheidung, dass Mischke nicht moderieren werde, sei getroffen und werde nicht wieder zurückgenommen. „Deswegen ist für mich jetzt wichtiger, dass wir das aufarbeiten von A bis Z und dann sagen, was wir in Zukunft anders machen.“

 

Der Journalist und Autor Mischke sollte ab Februar neuer Co-Moderator von „ttt“ werden. Dann kamen von außen Vorwürfe unter anderem des Sexismus auf, die sich auf die Vergangenheit bezogen. Es ging dabei vor allem um Mischkes Buch „In 80 Frauen um die Welt“ aus dem Jahr 2010. Mischke reiste wegen einer Wette, 80 Frauen zu verführen, um die Welt. Mischke selbst hat sich nach dem Aus seiner Moderation bislang nicht dazu öffentlich geäußert. Auch Anfragen waren unbeantwortet geblieben.

Nachdem die ARD auf die aufkommende Kritik hin zunächst an Mischke festgehalten hatte, machte sie Anfang des Jahres einen Rückzieher. „ttt“ zählt zu den bekanntesten Kultur-Formaten der ARD. Die Sendung gibt es seit 1967, sie hat durchschnittlich rund 850.000 Zuschauer.

 

Bei Mischke und anderen Kandidaten fehlte ein „Background-Check“
Wie dpa berichtet, gab der an der Causa auch beteiligte Norddeutsche Rundfunk (NDR) in einer Sitzung des Kontrollgremiums NDR-Rundfunkrat einige Details zum Entscheidungsprozess der Personalie preis. Demnach habe es keinen „Background-Check“ der Kandidaten im Auswahlverfahren gegeben.

Die Kriterien des Anforderungsprofils lauteten demnach unter anderem nationale Bekanntheit, Anschlussfähigkeit in einer jüngeren linearen Zielgruppe und Glaubwürdigkeit in der Kultur- und Medienwelt. Auf dieser Grundlage habe ein Casting stattgefunden und anschließend habe es eine Zuschauerforschung gegeben.

 

Im Oktober 2024 habe eine dreiköpfige Steuerungsgruppe empfohlen, der Berufung von Mischke zuzustimmen. Sechs Kulturchefinnen und -chefs der Sender hätten dann entschieden, sagte NDR-Kulturchefin Anja Würzberg. Sie selbst sei Teil davon gewesen und habe auch zugestimmt.

Sie ergänzte, heute wisse man mehr als zum Zeitpunkt der Entscheidung. Ein „Background-Check“" der Kandidaten in der Anfangsphase habe gefehlt. Vermutlich - so ihre Prognose - könnte ein Vorschlag der laufenden Aufarbeitung sein, ob ein solcher Check künftig immer bei Moderationsentscheidungen als Standard eingebaut wird.