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Newsroom – Marc Bartl

Für Verschwörungstheorien sind viele anfällig – jetzt auch Journalistinnen wie Marietta Slomka

Für Verschwörungstheorien sind viele anfällig – jetzt auch Journalistinnen wie Marietta Slomka Marietta Slomka (Foto: IMAGO/Horst Galuschka)

Marietta Slomka und Isabel Schayani munkeln in sozialen Medien, ob vielleicht ein größerer Plan hinter den jüngsten Anschlägen steckt.

Berlin/München –  Die ZDF-Journalistin und Moderatorin Marietta Slomka schrieb am vergangenen Donnerstag, dem Tag des Anschlags von München, auf der Plattform Bluesky: „Magdeburg. Aschaffenburg. München. Wenn jemand versuchen wollte, Einfluss auf den deutschen Wahlkampf zu nehmen, würde er/sie/es sich das genau so ausmalen.“  

 

Die WDR-Journalistin Isabel Schayani äußerte sich am Tag darauf auf ihrem X-Account: „Ich komme nicht umhin, zu fragen: Wer könnte von solchen Anschlägen profitieren? Könnte es Auftraggeber geben? Die an einer Destabilisierung von Deutschland interessiert sind? Klingt nach Verschwörung, aber Anschläge vor Wahlen … ist nur immer Koinzidenz?“

 

Beim öffentlich-rechtlichen Sender Phoenix kam der Sicherheitsexperte Jörg Trauboth zu Wort: Er glaube nicht an die Tat eines Einzeltäters in München. „Ich glaube, dahinter könnte etwas ganz anderes stecken“, sagte Trauboth in dem Studiogespräch. Aufgrund der Häufung solche Taten vermute er ein System dahinter. „Irgendetwas sagt mir, der Wahlausgang soll beeinflusst werden“, so Trauboth. Es handele sich bei den Tätern stets um Ausländer und um „low level Täter, die möglicherweise von irgendwoher eingekauft wurden und die einen Auftrag haben“. Dieser Auftrag sei es, Unruhe zu schaffen und möglicherweise kurz vor der Wahl, die Migrationspolitik auf den Prüfstand zu stellen. Es könne sein, dass die Bedrohung von innen komme, aber von außen gesteuert werde.

 

„Belege für seine Spekulationen blieb Trauboth in der Phoenix-Sendung schuldig, auch die Moderatorin forderte sie nicht ein“, beobachtet Felix Huesmann in seinem Artikel bei rnd.de. Huesmann geht darin auch auf die Social-Media-Posts von Slomka und Schayani ein. Auch andere reichweitenstarke Publizisten und Influencer hätten ähnliche Mutmaßungen bei X & Co. verbreitet. 

 

Huesmann stellt klar: „Dafür, dass es sich bei der Häufung islamistischer Anschläge und von Asylbewerbern begangener Gewalttaten in den vergangenen Monaten um geplante und gesteuerte Taten zur Beeinflussung von Wahlen in Deutschland handeln könnte, haben die deutschen Sicherheitsbehörden nach Informationen des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) aus Sicherheitskreisen keinerlei Hinweise.“ Die Tatverdächtigen der vergangenen Monate seien auf mögliche Verbindungen hin überprüft worden – ohne entsprechende Erkenntnisse zu erlangen. Es handelt sich deshalb um unbelegte Spekulationen, heißt es bei rnd.de.

 

Ben Kutz geht in der Medienkolumne „Altpapier“ auf die Debatte ein: „Ein Tweet ist was anderes als ein Experteninterview oder ein Artikel. Und es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass sich die Theorie eines Tages tatsächlich erhärten könnte. Das russische Regime hat oft genug unter Beweis gestellt, wozu es fähig ist. [...] Aber Stand jetzt gibt es eben keine konkreten Anhaltspunkte. Damit bleiben auch die Tweets der Kolleginnen – genau – Spekulation. Spekulationen sind per se nichts Verbotenes. Aber man kann zumindest darüber diskutieren, ob man sich als Journalistin in einer ohnehin unübersichtlichen Situation daran beteiligen sollte.“