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Newsroom – Wolfgang Messner

dpa-Fotografen wagen den Aufstand

dpa-Fotografen wagen den Aufstand dpa-Chefredakteur Sven Gösmann

Bei der Deutschen Presse-Agentur rumort es. Die Abschaffung der regionalen Fotochefs und neue Strukturen in der dpa-Bildredaktion führen zum Unmut der festangestellten und freien Fotografen. Der „Wirtschaftsjournalist“ berichtet von einem offenen Brief an dpa-Chefredakteur Sven Gösmann.

Berlin – Wenn Fotografen schreiben, wird's ernst. Diese Erfahrung musste Sven Gösmann, Chefredakteur der Deutschen PresseAgentur (dpa), machen. Der offene Brief der 26 festangestellten Fotografen von dpa und dpa-Zentralbild an die „lieben Kollegen“ vom 2. September hatte es in sich.

 

Darin sprachen sie den von der Chefredaktion präsentierten Umstrukturierungsplänen in der Bildredaktion - dpa-intern „Profile Foto“ genannt – das Misstrauen aus. Ihren Angaben zufolge haben 20 der 26 festangestellten dpa-Fotografen den Aufruf unterschrieben. Sie fürchten um die Qualität des Bild-Dienstes der Agentur und wünschen sich mehr Wertschätzung. Leider habe das Projekt Profile Foto „das Gegenteil bewirkt“. Die Foto- und Videoredaktion mit ihren mehr als 160 festen und freien Mitarbeitern ist für das komplette Bild- und Bewegtbild-Angebot der Agentur verantwortlich. 

 

Der Widerstand unter den Fotografen richtet sich gegen die Pläne der Chefredaktion, die Funktion der acht regionalen Bildkoordinatoren in den Landesbüros – Regionale Multimedia Chefs (RMC) genannt – komplett zu streichen. Betroffen sind die Landesbüros in München, Stuttgart, Frankfurt, Düsseldorf, Hannover und Berlin. Das Konzept soll Ende März 2021 umgesetzt werden. Ob die Umstrukturierungen aus Spargründen erfolgen, wie es die Fotografen vermuten, bleibt offen. Der dpa-Sprecher ging gegenüber dem Wirtschaftsjournalist darauf nicht ein.

 

Bei den betroffenen regionalen Bildchefs handelt es sich um erfahrene Fotografen, die seit Jahren und Jahrzehnten bei der dpa sind. Ein Teil wird die angebotenen Jobs der neu geschaffenen Koordinatorenstellen annehmen, einzelne werden wieder Fotografen, ältere um die 60 hören ganz auf, andere wechseln zu einem großen Verlagshaus. Aufgabe der regionalen Bildchefs war es bislang, die – oft frei für die dpa tätigen – Fotografen in den jeweiligen Bundesländern zu Terminen einzuteilen und aktuell einzusetzen, wenn dies notwendig ist. Auch die Beschaffung von Bildern von Ereignissen, bei denen kein dpa-Fotograf dabei sein konnte, gehört zu ihren Aufgaben.

 

Sie arbeiten hier mit den regionalen Wortchefs Hand in Hand. Ihr Vorteil ist: Sie kennen das Berichtsgebiet sehr gut und wissen zumeist, von wem die dpa aktuelles Fotomaterial bekommen kann, wenn mal wieder ein Heulader umgekippt, eine Straße blockiert oder ein Bauernhof abgebrannt ist. „Das ist für die Agentur Gold wert und für uns ist das auch gut, denn wir können nicht überall sein. Die regionalen Bildchefs verstehen unsere Anliegen und halten uns den Rücken frei“, sagt ein lange gedienter dpa-Fotograf. Durch ihre Ideen und Motivation entstünden Bilder, die der Dienst versenden und auch in der Zweitverwertung verkaufen könne. Das, so glaubt er, müssten doch gute Argumente für die Beibehaltung der bewährten Struktur sein. 

 

Dennoch wird bald Schluss für die regionalen Fotochefs sein. Künftig soll das Fotoangebot von den Wortchefs in den Landesdiensten mit gesteuert werden. Und zwar in dem Fall, wenn die Themen nur den Landesdienst betreffen. Interessiert aber das Thema einen anderen Landesdienst auch oder hat es gar eine bundesweite Relevanz, dann sollen vier neu geschaffene Foto-Koordinatoren aus dem dpa-Newsroom in Berlin übernehmen. Dieses Modell gibt es schon seit Längerem im Sport. Dort habe es sich bewährt, erläutert der dpa-Sprecher. 

 

Zwei Dutzend ungeklärter Fragen werden im offenen Brief der dpa-Fotografen aufgelistet. Die neue dpa-Fotochefin kommt von „Bild“ und tritt eine schwere Aufgabe an.

 

Lesen Sie den kompletten Bericht „Umut der dpa-Fotografen über Chefredakteur Gösmann“ im aktuellen Wirtschaftsjournalist 05/2020.