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DPA/Von Barbara Munker

Doppelmoral in der Klatschpresse - Weibliche Stars ständig im Visier

Doppelte Moral in der Berichterstattung über Prominente ist für die Krisen-Managerin Cherrie Kerr an der Tagesordnung. «Frauen sollen weiblich und höflich sein und keine Schwierigkeiten machen. Männer dagegen können trinken und sich wie Rowdys benehmen, ohne dass ein Hahn danach kräht», erzählt sie dem Internetdienst «E!Online».

San Francisco (dpa) - Lisa Marie Presley hatte es satt. Sie wollte die «beleidigenden und entwürdigenden Geschichten, die fürchterlich manipulierten Fotos und Artikel in den Medien» einfach nicht mehr ertragen und ging in die Offensive. Ende letzter Woche enthüllte die Sängerin das Geheimnis ihrer Gewichtszunahme: Sie erwarte ihr drittes Kind. Zuvor hatten Paparazzi ihren wachsenden Bauchumfang abgelichtet und die Klatschpresse war über die 40-jährige Elvis-Tochter hergefallen. Fett, wie ihr beleibter Vater, zu viele Süßigkeiten, wie der «King of Rock 'n' Roll», so die Schlagzeilen. In ihrem My Space- Blog beschimpfte Presley die Boulevardpresse als «ein Rudel Kojoten, das seine Beute umzingelt und mit Schadenfreude heult». Diese Verfolgung sei «unverantwortlich und abstoßend», so Presley.

John Travolta und Jack Nicholson haben es mit ihrem wachsendem Bauchumfang offenbar leichter. «Keine Frage, Frauen werden härter angefasst, weniger sensibel, viel schmählicher behandelt», klagte der Star-Presseagent Ken Sunshine kürzlich in der «New York Times» über Hollywoods Doppelmoral. «Ich vertrete einige gut aussehende Männer und ärgere mich ständig, wie sie von der Presse behandelt werden. Aber es ist deutlich schwerer für meine weiblichen Klienten», versicherte Sunshine, der unter anderem Ben Affleck und Barbra Streisand vertritt.

Beispiele gibt es genug. Paris Hilton musste sich im vergangenen Jahr nach 23 Tagen Haft wegen Trunkenheit am Steuer bei der Entlassung einen Weg durch ein Spalier von Fotografen und Kameraleuten bahnen. Hunderte Paparazzi hatten das Gefängnis wochenlang umlagert. Als Kiefer Sutherland im Januar nach 48 Tagen Haft frei kam, ging der prominente Insasse und Star der TV-Serie «24» unbehelligt nach Hause. Seine Entlassung wurde von den US-Medien kaum registriert.

Nach dem Tod von Schauspieler Heath Ledger nahmen zwei US-Sender davon Abstand ein früheres Video, das den Star auf einer Drogenparty zeigt, auszustrahlen. Aus «Rücksicht» auf Ledgers Familie hätte man von der geplanten Sendung der Aufnahmen abgesehen, teilten «Entertainment Tonight» und «The Insider» im Februar mit. Zuvor waren prominente Freunde des Australiers Sturm gelaufen. Die skandalumwitterte britische Sängerin Amy Winehouse fand weniger Nachsicht. Ein Video, das eine Boulevardzeitung im Januar veröffentlicht hatte, zeigt die Sängerin auf einer Party, wie sie unter anderem offenbar Crack zu sich nimmt. Die Aufnahmen gingen im Laufschritt um die Welt.

Auch die langjährige Hollywood-Agentin Liz Rosenberg, die Madonna zu ihren Kundinnen zählt, klagt über die unterschiedliche Behandlung von Promi-Frauen und ihren männlichen Kollegen. «Sind sie (die Paparazzi) etwa Owen Wilson morgens, mittags und nachts auf den Fersen?», sagte Rosenberg der «Times». Nach einem Selbstmordversuch im vergangenen August war der «Hochzeits-Crasher»-Star mit einer Nachsicht behandelt worden, von der die nervlich angeschlagene Britney Spears nur träumen kann. Jeder Fehltritt der offenbar psychisch kranken Sängerin wird seit Monaten von den Medien minutiös aufgezeichnet. Eine Karawane von Fotografen folgt der 26-Jährigen auf Schritt und Tritt.

Doppelte Moral in der Berichterstattung über Prominente ist für die Krisen-Managerin Cherrie Kerr an der Tagesordnung. «Frauen sollen weiblich und höflich sein und keine Schwierigkeiten machen. Männer dagegen können trinken und sich wie Rowdys benehmen, ohne dass ein Hahn danach kräht», erzählt sie dem Internetdienst «E!Online».

Männer seien eben «vorsichtiger», Frauen dagegen «emotionaler und offener», wenn es um ihre Probleme geht, mutmaßt Roger Friedman, Hollywood-Kolumnist des konservativen Senders FoxNews. Für Janice Min, Herausgeberin der Zeitschrift «US Weekly» ist es nicht Sexismus sondern ein simples Rechenexempel. Geschichten über Frauen kämen bei der überwiegend weiblichen Leserschaft viel besser an. «Frauen wollen nicht wirklich etwas über Männer lesen, es sei denn aus dem Blickwinkel einer anderen Frau: eine Ehe, ein Baby oder eine Trennung», meint Min in der «Times»

Hollywood-Star Colin Farrell kennt sich mit Paparazzi bestens aus. Der irische Schauspieler, der früher wegen Trink- und Liebeseskapaden häufig in den Tabloids landete, lamentierte kürzlich auf einer Filmparty: «Wenn sie mich irgendwo erwischen, dann kennen sie kein Erbarmen.» Doch dann Farrell räumte ein, dass er als Mann immer noch besser wegkommt als seine Kolleginnen.