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Chronologie: Das Geiseldrama von Gladbeck

Insbesondere die Rolle von Polizei und Medien in diesem Fall hat zu anhaltenden Diskussionen und politischen Konsequenzen geführt.

Gladbeck (ddp-nrw). Das Geiseldrama von Gladbeck im Jahr 1988 war einer der spektakulärsten Straftaten der vergangenen Jahrzehnte. Insbesondere die Rolle von Polizei und Medien in diesem Fall hat zu anhaltenden Diskussionen und politischen Konsequenzen geführt. Die Nachrichtenagentur ddp dokumentiert den Ablauf der Ereignisse.

16. August 1988. Die beiden vorbestraften Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner überfallen am Morgen die Filiale der Deutschen Bank im Gladbecker Stadtteil Rentfort-Nord. Als die Täter die Ankunft der Polizei bemerken, verschanzen sie sich in der Bank und nehmen zwei Bankbedienstete als Geiseln. Sie fordern einen Fluchtwagen und 300 000 D-Mark Lösegeld. Nach 13-stündigen Verhandlungen fahren die Männer am Abend mit den beiden Geiseln von der Bank weg. Unterwegs nehmen sie noch die Freundin Rösners auf.

17. August. Die Täter fahren über die Autobahn nach Bremen. Dort bringen sie einen Linienbus mit 32 Fahrgästen in ihre Gewalt. Nachdem sie fünf der Geiseln freigelassen haben, fahren sie über die Autobahn zur Raststätte Grundbergsee. Als dort Polizisten eigenmächtig die Freundin Rösners festnehmen, drohen die Täter mit der Erschießung von Geiseln. Als die gesetzte Fünf-Minuten-Frist verstreicht, töten die Männer den fünfzehnjährigen Emanuele De Giorgi mit einem Kopfschuss. Anschließend fährt der Bus weiter in die Niederlande. Bei der Verfolgung kollidiert ein Polizeiwagen mit einem Lkw. Dabei stirbt ein Polizist, sein Kollege wird schwer verletzt.

18. August. Im Austausch gegen die meisten Geiseln erhalten die Täter in den Niederlanden eine schnelle Limousine. Gemeinsam mit den beiden letzten Geiseln Silke Bischoff und Ines V. fahren sie weiter nach Köln, wo sie in der Fußgängerzone eine Art Pressekonferenz geben.

Danach lotst einer der Journalisten die Täter aus dem Kölner Stadtgebiet auf die A 3. Dort kommt es gegen 12.00 Uhr bei Bad Honnef zum Zugriff der Polizei. Bei einem Schusswechsel wird die Geisel Silke Bischoff von Rösner getötet, die andere Geisel verletzt.

Das Landgericht Essen verurteilt 1991 Hans-Jürgen Rösner und Dieter Degowski zu lebenslangen Freiheitsstrafen. Rösners Freundin wird wegen ihrer Beteiligung an der Geiselnahme zu neun Jahren Haft verurteilt. Beide Männer werden voraussichtlich noch mindestens zu den Jahren 2013 beziehungsweise 2016 inhaftiert sein.