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dpa

Ärger um Thilo Mischke: ARD gibt Fehler zu − Neuanfang bei „ttt“

Nach dem Wirbel um die gescheiterte Verpflichtung von Thilo Mischke zieht die ARD Konsequenzen. Das Kulturmagazin „ttt“ wird einem Sender fest zugeordnet. Auch bei Castings soll es Änderungen geben.

München (dpa) − Nach der Kritik an der Verpflichtung von Thilo Mischke als Moderator und dem anschließenden Rückzieher der ARD stellt die Sendergruppe ihr Kulturmagazin „ttt − titel, thesen, temperamente“ neu auf. Das abwechselnd produzierte Gemeinschaftsprojekt von sechs ARD-Anstalten soll künftig fest an einen Sender angedockt werden, wie es in einer Mitteilung heißt.

 

„Diskussion hat dem Ansehen der ARD geschadet“

Der Journalist und Autor Mischke hätte eigentlich zum Februar dieses Jahres neuer Co-Moderator von „ttt“ werden sollen. Dann kamen Vorwürfe unter anderem des Sexismus auf, die sich auf die Vergangenheit bezogen. Es ging dabei vor allem um Mischkes Roman „In 80 Frauen um die Welt“ aus dem Jahr 2010. Nachdem die ARD Anfang des Jahres zunächst an Mischke festgehalten hatte, machte sie, als die Kritik immer lauter wurde, einen Rückzieher.

 

„Die Diskussion um „ttt − titel, thesen, temperamente» und die letztendliche Entscheidung gegen die bereits verkündete Zusammenarbeit mit Thilo Mischke haben allen Beteiligten sowie dem Ansehen der ARD geschadet“, räumte die Senderfamilie im neuen Statement ein. „Um eine Wiederholung auszuschließen, nehmen wir bei „ttt» strukturelle Veränderungen vor.“ 

 

Mischke warf der ARD Versagen vor

Man habe eine Federführung für die kommenden zwei Jahre festgelegt, „um Entscheidungsprozesse zu bündeln und Verantwortlichkeiten eindeutig zu regeln“. Die Federführung für die „ttt“-Formate übernimmt der MDR. Er werde auch zentraler Ansprechpartner für Medien, Öffentlichkeit und ARD-Gremien.

 

Mischke hatte im Anschluss an den Rückzieher scharfe Kritik geäußert. „Die ARD hat versagt“, sagte er im Februar in einem Interview der „Zeit“. „Mir ist wichtig zu betonen, dass ich das umstrittene Buch offen mit der ARD im Vorfeld kommuniziert habe“, sagte er. „Ich habe darauf hingewiesen, welche Problematik damit verbunden sein könnte. Es hat niemanden interessiert.“

 

„Fehler passiert, die nicht hätten passieren dürfen“

Die ARD erklärte nun: „Die über Jahre bewährte Zusammenarbeit verschiedener ARD-Häuser bei „ttt» hat im Jahr 2024 einen kritischen Punkt erreicht, den wir sehr bedauern. Es sind Fehler passiert, die nicht hätten passieren dürfen − das hat unsere sorgfältige und selbstkritische interne Aufarbeitung gezeigt.“

 

Aus diesen Erfahrungen ziehe die Senderkette nun klare Konsequenzen. «Wir nutzen diesen Fall als Anlass, unsere bestehenden Standards ARD-weit zu überprüfen und gezielt weiterzuentwickeln. Zudem haben wir neue verbindliche Kriterien für Castingprozesse in der ARD definiert.“

 

Die ARD stehe für „Professionalität, Engagement und einen respektvollen Umgang“ mit Themen und Protagonisten. Dieser Anspruch gelte unverändert. „Und wir sind bereit, uns daran messen zu lassen. Dazu gehört auch, aus Fehlern zu lernen und unsere Strukturen konsequent zu verbessern.“