Unternehmen
Newsroom

SPD-Medienholding ddvg weist Millionenverlust aus - dennoch Gewinnausschüttung an Partei

Trotz eines nach eigenen Worten "soliden operativen Geschäftes" weist die Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft für das Geschäftsjahr 2012 ein Minus von 14 Millionen Euro aus. Grund für das Minus ist eine Bilanzbereinigung. 2013 will die ddvg wieder einen Gewinn ausweisen.

Hamburg - Es sind vor allem die verlustreichen Engagements bei der "Frankfurter Rundschau" und einer Druckerei in Bayreuth, die zu einem Wertberichtigungsbedarf von rund 25 Millionen Euro geführt haben.

Für die kommenden Jahre erwartet die Geschäftsführung der SPD-Medienholding keine Verbesserung im Zeitungsgeschäft. Im Gegenteil, wie die Geschäftsführer Jens Berendsen und Matthias Linnekugel bei der Pressekonferenz in Hamburg ausführten, gehen sie nicht davon aus, dass Anzeigen- und Druckumsätze sowie die Auflagen der Zeitungen wieder steigen.

"Wir haben eine unbefriedigende Marktlage", sagte SPD-Schatzmeisterin Barbara Hendricks. Hendricks blickte auf das zukünftig immer wichtiger werdende Online-Geschäft und warb dafür, dass auch im ländlichen Raum der Breitbandinternetzugang ausgebaut werden müsse. "Wir dürfen nicht drosseln, wir müssen Gas geben", so die Generaltreuhänderin der ddvg.

Trotz des Millionendefizites kann die ddvg ihrem Eigentümer, der SPD, einen Gewinn in Höhe von 1,7 Millionen Euro ausschütten. Der wird aus den in den Vorjahren erwirtschafteten Gewinnen überwiesen.

Zudem weitet die ddvg ihre Geschäftstätigkeit aus und hat dafür in das neugegründete Unternehmen Tivola Ventures massiv investiert. Damit möchte sie einen Fuß bei Start-ups haben und deren Wachstumsstrategie unterstützen. Der zuerst unterstützte "Avocadostore.de", ein Portal für nachhaltige Produkte, soll wachsen. Weitere Investitionen sollen folgen. "Avocadostore.de soll das Amazon für nachhaltige Produkte werden", so Berendsen.

Berendsen fordert "Pakt der Vernunft"

Bei den anstehenden Verhandlungen um den Manteltarifvertrag wirbt Geschäftsführer Jens Berendsen um einen "Pakt der Vernunft". Berendsen warb um einen Tarif2 für junge Leute und warf zudem in die Runde, dass die Jahresleistung und der Urlaub durchaus an den Ertrag der Verlage angebunden werden könne. Auch sollte über die 36,5-Stunden-Woche gesprochen und die Vergütung bei Sonn- und Feiertagsdiensten gesprochen werden. Damit stellt sich die SPD-Unternehmung erneut gegen die ihnen aus der Tradition her eigentlich wohlgesonnenen Gewerkschaften.

Dagegen wehrt sich DJV-Vorsitzender Michael Konken. Zu Newsroom.de sagte Konken: „Journalisten sind nicht die Lohnsklaven der Verlage, sondern haben ein Anrecht auf eine angemessene Bezahlung. Bei allen Zeitungen, auch bei den ddvg-Beteiligungen, leisten die Journalisten schon seit Jahren ihren Beitrag zur Sparpolitik. Etwa dadurch, dass jeder einzelne von ihnen bei sinkendem Personalbestand in den Redaktionen immer mehr arbeitet. Die Forderungen von ddvg-Chef Berendsen an neue Tarifverträge sind nicht neu. Dazu soll er uns bei unserem Gespräch mit ihm am 16. Juli mehr erzählen.“

Funke Mediengruppe in der Kritik

Kritische Worte fand Barbara Hendricks für die Funke Mediengruppe. "Die neue Westfälische Rundschau ist eine leere Hülle", sagte sie bei der Pressekonferenz. Die ddvg hielt bis zum Frühjahr 2013 über die Westfälische Verlagsgesellschaft (WVG) 13,1 Prozent der Anteile an der Zeitungsverlag Westfalen KG (ZVW), die die Westfälische Rundschau herausgibt.  

Das damals noch unter WAZ Mediengruppe firmierende Familienunternehmen hatte Anfang des Jahres "im Alleingang und ohne Kenntnis der ddvg" die Redaktion der Westfälischen Rundschau aufgelöst - eine Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit war nicht mehr gegeben.

Bülend Ürük