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Neues Selbstbewusstsein: Wie Funke-Chef Nienhaus sich guten Regionaljournalismus vorstellt

Noch immer können sich selbst einige Branchenkenner nicht genau vorstellen, wie die noch vor wenigen Wochen als angeschlagen geltende Funke Mediengruppe mit ihren Springer-Neuerwerbungen ein neues, potentes Medienhaus schmieden will.

Essen - Nur selten äußert sich Christian Nienhaus offiziell, zu erfolgreichem Journalismus selbst spricht der gebürtige Hohenlimburger sogar noch weniger.

Der Zahlenmann, der von "Bild" nach Essen wechselte, überließ den Part des Philosophen viele Jahre lieber seinen Co-Geschäftsführer Bodo Hombach.

 

Neues Selbstbewusstsein für den obersten Funke-Manager: Christian Nienhaus bei seiner Rede am Freitag im Hotel Elephant in Weimar. Foto: Peter Michaelis

 

 

Seit das politische Schwergewicht Hombach seinen Geschäftsführerposten in Essen räumen musste, liegt es nun auch an Nienhaus, Ansprüche und Anforderungen an seine Chefredaktionen zu formulieren, ihnen einen Rahmen zu nennen, wie er sich erfolgreichen Journalismus in den Zeitungen der Funke Mediengruppe (unter anderem "Westdeutsche Allgemeine Zeitung", "Thüringer Allgemeine", "Braunschweiger Zeitung") vorstellt.

"Lesernähe, Identifikation mit der Region, Kreativität und Mut zur Einmischung – das ist unser Verständnis von gutem Regionaljournalismus", erklärte Christian Nienhaus am Freitag bei der Verabschiedung von Konsul Hans Hoffmeister, der seit 1991 Chefredakteur der "Thüringischen Landesleitung" (TLZ) war.

Seine Nachfolge übernimmt der streitbare Publizist Bernd Hilder, früher Chefredakteur der "Leipziger Volkszeitung" und Beinahe-Intendant des MDR.

Ausgerechnet im Osten der Republik vergleicht Nienhaus aber auch die Zeitung mit einer Kirche: "Der Chefredakteur ist frei in der Gestaltung der Inhalte und kann sich unabhängig von Interessengruppen um journalistische Qualität kümmern. Dabei ist ein Kriterium entscheidend: Es muss den Leserinnen und Lesern gefallen. Denn auch hier gilt das Credo erfolgreicher Verleger: „Wenn man predigen will, muss man dafür sorgen, dass die Kirche voll ist.“

Nach der Übernahme der Springer-Titel wie "Hamburger Abendblatt" und "Berliner Morgenpost" würde die Funke-Mediengruppe "zu den wirklich großen Regional-Zeitungsverlagen" gehören: "1500 Journalisten werden nach der beabsichtigten Übernahme für die Funke Mediengruppe arbeiten! Ich weiß nicht, ob es einen anderen Verlag in Deutschland gibt, der mehr Journalisten beschäftigt."

Nienhaus weiter: "Uns ist bewusst, dass diese Rolle mit einer enormen Verantwortung verbunden ist. Wenn wir diese Rolle so ausfüllen, dass wir nah an unseren Lesern sind, dass wir die Entwicklung der Regionen, in denen wir präsent sind, im Sinne der Bürger mitgestalten, wenn wir uns immer fragen, was unsere Leser von uns erwarten und wenn wir in ihrem Sinne schreiben und uns einmischen – dann werden wir dieser Verantwortung gerecht."

Bülend Ürük