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Madsack gibt auf - eine klassische Regionalzeitung muss in Hannover reichen

Schon immer waren die Bilder in dem einstigen SPD-Blatt "Neue Presse" größer als bei der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". 34 Jahre nach der Neupositionierung der einstigen Landeszeitung baut Madsack wieder um. Aus der "NP" wird ein Boulevardblatt.

Hannover - "Wir wollen aus der Neuen Presse eine moderne, boulevardeske City-Zeitung machen", erklärt Harald John. John ist sowohl Chefredakteur als auch Geschäftsführer bei der "NP".

So will John den Titel gegen die ebenfalls von Madsack verlegte "Hannoversche Allgemeine Zeitung" (HAZ) abgrenzen sowie der "Bild" Hannover stärker Konkurrenz machen.

John setzt beim Umbau auf die klassischen Elemente des Boulevards, berichtet "Der Kontakter" in seiner neuen Ausgabe. Dazu zählten eine opulente Optik, neue Schriften und ein markanter Titelkopf.

 

So sieht die "Neue Presse" aus Hannover jetzt aus (Ausgabe von Samstag, 23. Juni 2012). Boulevard ist Trumpf. Foto: Markus Thur für NEWSROOM

 

Außerdem werde unter anderem eine "Menschen"-Seite eingeführt, die Nachrichten aus der Promi-Welt bringt. Auch TV-, Börsen- und Wetterteil werden einer Frischzellenkur unterzogen. Die NP verkauft 54 000 Exemplare, davon 10 000 im Einzelverkauf.

Die "Neue Presse" hat wie so viele SPD-Zeitungen viele stürmische Jahre erlebt. Fakt ist - müssen die Sozialdemokraten Blätter alleine führen, werden die fast immer heruntergewirtschaftet. In den 70er Jahren sollte die "NP", die auf eine lange Tradition zurückblicken kann und sich als Nachfolgerin der hannoverschen Zeitung "Volkswille" von 1890 versteht, sogar kurzfristig eingestellt werden, Interesse hatte damals an dem Blatt aber auch Günther Grotkamp und die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung", Platzhirsch Madsack machte aber das Rennen. Harald John, Jahrgang 1966, ist ein echtes "NP"-Eigengewächs, hat bei dem Blatt auch volontiert, machte dann die Schritte bis ganz nach oben in die Leitung.

Mit Boulevardzeitungen hat der Madsack-Verlag, an dem die SPD heute glücklich beteiligt ist, bislang keine Erfahrungen, ist auch an keinen Boulevardblättern beteiligt. Jedoch verfügt der Medienkonzern direkt in der Führungsspitze über langjährige Erfahrungen in diesem journalistisch schwierigen Genre.

Manfred von Thien, der in dem Unternehmen als "Beauftragter des Verlegers" fungiert und dem eine große Liebe für die Sonneninsel Ibiza nachgesagt wird, kommt vom Axel Springer Verlag, war dort verantwortlich unter anderem für die größte Tageszeitung der Hauptstadt, die B.Z. Berlin. Dort wurde er im Juni 1998 von Franz-Josef Wagner ersetzt. Auch war Manfred von Thien Chefredakteur bei der "Hamburger Morgenpost", die heute zum Kölner DuMont-Konzern gehört.

Bülend Ürük

Bei der Verlagsgesellschaft Madsack passiert unheimlich viel. Sie haben Informationen, Tipps, Themen? Ihre Einschätzungen - natürlich auch vertraulich - bitte per Mail direkt an chefredaktion@newsroom.de.