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dpa

Reporter ohne Grenzen: Visa für afghanische Journalisten

Nach der Machtübernahme durch die Taliban setzte die Bundesregierung ein Aufnahmeprogramm für gefährdete Afghanen auf. Journalisten hätten davon bislang kaum profitiert, beklagt Reporter ohne Grenzen.

Berlin (dpa) − Über das Bundesaufnahmeprogramm für besonders gefährdete Menschen aus Afghanistan sind nach Angaben von Reporter ohne Grenzen bislang kaum Journalisten nach Deutschland gekommen. Nur sechs afghanische Journalistinnen und Journalisten hätten es bisher geschafft, mithilfe von Reporter ohne Grenzen über das Programm einzureisen, beklagt die Organisation anlässlich des dritten Jahrestages der Machtübernahme der islamistischen Taliban in der Hauptstadt Kabul im August 2021. 

„Die Arbeit als Journalist, vor allem wenn man eine Frau ist, ist der riskanteste und gefährlichste Job, den man unter der Taliban-Herrschaft ausüben kann“, zitiert Reporter ohne Grenzen (RSF) eine afghanische Journalistin, die den Angaben zufolge ihre Dokumente bei den deutschen Behörden eingereicht hat und nun auf eine Zusage wartet. Die Frau wolle aus Angst vor Repressalien nicht ihren Namen nennen, teilte RSF mit. 

Reporter ohne Grenzen hat nach eigenen Angaben insgesamt Fälle von 62 afghanischen Medienschaffenden plus Familienmitgliedern für eine Aufnahme über das Programm eingereicht. Um denen, die noch warteten, zu helfen, müsse die Bundesregierung unter anderem die Anträge schneller bearbeiten und das für die Sicherheitsüberprüfung der Antragsteller eingesetzte Personal in Pakistan aufstocken.

 

Die Zukunft des Programms, über das bisher rund 540 besonders gefährdete Afghaninnen und Afghanen und Angehörige nach Deutschland gekommen sind, ist allerdings insgesamt ungewiss. Zwar ist man sich in der Bundesregierung einig, dass die etwa 3100 Menschen, die jetzt schon eine Zusage erhalten haben, kommen dürfen. Was darüber hinaus noch möglich ist, hängt allerdings auch von finanziellen Fragen ab. Da Afghanistan zu den Hauptherkunftsländern von Asylbewerbern, die irregulär einreisen, zählt, war die Neigung, zusätzlich noch Menschen über das Bundesaufnahmeprogramm nach Deutschland zu holen, bei einigen Politikern der Ampel-Koalition zuletzt gesunken.