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Newsroom - Henning Kornfeld

Ex-Führungstrio der Landeszeitung Lüneburg meldet sich zu Wort

Ex-Führungstrio der Landeszeitung Lüneburg meldet sich zu Wort Sven Fricke (Foto: Julia Petersen)

Katja Hansen, Malte Lühr und Anna Paarmann zeigen sich verwundert über die Art und Weise, wie sie bei der Zusammenlegung im Medienhaus Lüneburg verabschiedet wurden.

Lündeburg - Sven Fricke, geschäftsführender Gesellschafter des Medienhauses Lüneburg, hat zum 1. August die Redaktionen der Tageszeitungen „Landeszeitung Lüneburg“ (LZ) und „Winsener Anzeiger“ sowie des Anzeigenblatts „Lünepost“ zusammengelegt und Werner Kolbe zum Chefredakteur befördert. Die dreiköpfige bisherige LZ-Führungscrew wurde freigestellt, ohne dass das den Lesern in einem Bericht über die neue Struktur mitgeteilt worden wäre. Auf Linkedin zeigen sich Katja Hansen, Malte Lühr und Anna Paarmann verwundert über die Art und Weise, wie sie verabschiedet wurden.

 

Der neue Chefredakteur Werner Kolbe nahm auch in der Vergangenheit schon Führungsaufgaben in der Redaktion der LZ wahr, an ihrer Spitze stand er jedoch nicht: Das Medienhaus Lüneburg hatte 2022 Katja Hansen, Malte Lühr und Anna Paarmann als Redaktionsleitung eingesetzt. Sie lösten damals Marc Rath ab, der als Chefredakteur der „Mitteldeutschen Zeitung“ nach Halle wechselte. kresspro setzte das Trio 2022 auf die jährliche Bestenliste der Zeitungs-Chefredakteure. In einer Mitteilung über die Veränderungen im eigenen Haus, erschienen am Donnerstag, erwähnt die „Landeszeitung Lüneburg“ das Schicksal ihres bisherigen Führungstrios indes mit keinem Wort.

Auf kress.de-Anfrage sagte der neue LZ-Chef Kolbe, Hansen, Lühr und Paarmann seien freigestellt worden und nicht mehr für das Medienhaus tätig. Weitere Fragen wollte er nicht beantworten. 

 

 

„Die Erde hat sich nicht aufgetan“

Die drei Betroffenen haben sich unterdessen am Freitagnachmittag in eigener Sache gemeldet - mit einer gleichlautenden Erklärung auf Linkedin: „Nein, die Erde hat sich nicht aufgetan und uns verschluckt. Und nein, wir haben auch keine silbernen Löffel geklaut“, heißt es dort. Und weiter: „Dass dieses unwesentliche Detail (ihr Abschied vom Medienhaus Lüneburg) am Donnerstag im Bericht über die neue Struktur im Medienhaus Lüneburg unter den Tisch gefallen ist, zeugt wohl davon, dass an dem von der Geschäftsführung formulierten Anspruch nach 'hochwertigem, relevantem und unabhängigem Lokal- und Regionaljournalismus' noch gearbeitet werden muss.“

Die drei beteuern, dennoch nicht „im Groll“ zu gehen, „sondern in tiefer Verbundenheit zur LZ - und in dem festen Glauben, dass dort, wo kein gemeinsamer Weg gefunden werden kann, ein neuer eingeschlagen werden muss“. Mit ironischem Unterton geht es weiter im Text: „Dass nun versehentlich der Absatz zum Verbleib der alten Chefredaktion weggefallen und unsere beruflichen Mail-Accounts direkt deaktiviert worden sind - Schwamm drüber, in Kauf zu nehmende Kollateralschäden eben. So werden Sie auf unsere offizielle Abschieds-E-Mail wohl noch einige Tage warten müssen.“


Der neuen Führungsmannschaft gehören außer Kolbe noch Thomas Mitzlaff, Jan Beckmann und Dominik Heuer an. Mitzlaff, bisher Redaktionsleiter und Verlagsleiter des „Winsener Anzeiger“, ist jetzt Gesamtleiter der Lokalredaktion. Als Lokalchef für die Stadt Lüneburg verantwortlich ist Beckmann, zuvor für die „Lünepost“ zuständig. Heuer führt den redaktionellen Bereich des „Winsener Anzeiger“. Er war dort zuvor leitender Redakteur.

 

Gemeinsamer Newsroom

„Durch die gezielte Nutzung gemeinsamer Strukturen wird die journalistische Vielfalt gestärkt, indem sich wieder mehr Redakteure um die Content-Recherche und Erstellung kümmern können“, schreibt Geschäftsführer Fricke zu den Veränderungen. Geplant sei ein gemeinsamer Newsroom. Dadurch werde es in Zukunft auch möglich sein, technische Veränderungen wie den Einsatz von KI-Technologien von zentraler Stelle auszurollen und zu betreiben. Die Redaktionsstandorte in Lüneburg und Winsen blieben erhalten und die Präsenz in den Regionen werde verstärkt, verspricht er.

Nachtrag: Mittlerweile gibt es eine einvernehmliche, offizielle Sprachregelung zur Trennung von Medienhaus Lüneburg und der alten Führungscrew. Das ist ihr Wortlaut: „Mit der Übernahme des Winsener Anzeigers rückwirkend zum 1. April hat sich aus Sicht der Geschäftsführung und der Chefredaktion die Chance eröffnet, die Medienhaus-Produkte inhaltlich und strukturell neu auszurichten und gleichzeitig die beteiligten Redaktionen in Lüneburg und Winsen eng miteinander zu verzahnen. In diesem Prozess hat sich gezeigt, dass es zwischen Geschäftsführung und Verlegern einerseits und LZ-Chefredaktion anderseits in wesentlichen Fragen unterschiedliche Auffassungen gibt. Aus diesem Grund haben sich beide Seiten im gegenseitigen Einvernehmen entschieden, den Weg für einen Neustart, auch in personeller Hinsicht, frei zu machen.“