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DPA/Von Dorothée Junkers

Sarkozy im «freien Fall» - Berater: Imageproblem wegen Bruni

Für seine Berater ist die Sache klar: Ihr Chef zahlt die Rechnung für dutzende Hochglanz-Bilder mit Ex-Topmodel Carla Bruni im Arm, Rolex am Handgelenk, Goldkettchen um den Hals und auf Liebesurlaub im Orient.

Paris (dpa) - Das Urteil ist einhellig: Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy sei «im freien Fall», schreibt die Zeitung «Parisien». «Sarkozy: Das Problem», heißt es im Magazin «Le Point». Nur 41 Prozent der Franzosen vertrauen dem Umfrageninstitut TNS-Sofres zufolge ihrem Staatschef noch, kurz nach Amtsantritt im Juli 2007 waren es noch 65 Prozent. Für seine Berater ist die Sache klar: Ihr Chef zahlt die Rechnung für dutzende Hochglanz-Bilder mit Ex-Topmodel Carla Bruni im Arm, Rolex am Handgelenk, Goldkettchen um den Hals und auf Liebesurlaub im Orient. «Es gibt ein Imageproblem», zitiert die Zeitung «Le Monde» ausgerechnet Sarkozys engsten Mitarbeiter, den Leiter des Präsidialamts Élysée, Claude Géant.

Der Vertrauensschwund sei besonders stark bei den Älteren und den Ärmeren, schreibt das «Figaro Magazine», das die Sofres-Studie am Samstag veröffentlichte. Glaubt man den Umfragen, zahlt Sarkozy auch die Rechnung für aus Sicht der Franzosen nicht eingelöste Wahlkampfversprechen. Jobverlust und zu wenig Geld - das sind die Ängste und Sorgen, die die Menschen in Umfragen immer wieder an erster Stelle nennen. Noch im Wahlkampf hatte Sarkozy versprochen, er werde «der Präsident der Kaufkraft». Auf einer pompösen Pressekonferenz im Élysée klang es neulich anders: «Ich kann keine leeren Kassen leeren», wies er die Fragen der Journalisten brüsk zurück, nur um wenige Minuten später mit seligem Lächeln den Spekulationen über eine bevorstehende Hochzeit mit Bruni Nahrung zu geben («es ist ernst»).

Jetzt steht Sarkozy ausgerechnet fünf Wochen vor den Kommunalwahlen sogar aus den eigenen Reihen unter Beschuss. Sachpolitik, Handeln und Ergebnisse der Regierung müssten wieder in den Vordergrund rücken, fordert Ex-Premierminister Jean-Pierre Raffarin. Auch aus den Reihen der französischen Wirtschaftsbosse, von denen einige der mächtigsten zu Sarkozys engstem Freundeskreis zählen, wird Kritik laut. So wies der Chef des AXA-Konzerns Henri de Castries, Ex-Mitglied in Sarkozys Wahlkampfteam, jüngst Sarkozys gebetsmühlenhaft wiederholte Kritik an der Europäischen Zentralbank (EZB) und deren Präsident Jean-Claude Trichet zurück: «Ich bin ein Fan von Trichet», sagte er kürzlich. «Er weiß, was er tut.»

Für Sarkozy könnte der Absturz in den Umfragen doppelt schlimme Folgen haben. Nicht nur dürften die Konservativen bei den Kommunalwahlen herbe Verluste einkassieren. Dass Sarkozy sie einst selbst als «nationaler Test» bezeichnet hat, könnte sich dann als Bumerang erweisen. Auch für sein Reformprogramm zeichnet sich Gegenwind ab. Die Reform der Sonderrenten konnte er nur durchdrücken, weil er trotz einer massiven Streikwelle der Eisenbahner vergangenen Herbst die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich hatte. Dabei sind die Franzosen Reformen gegenüber weiter offen: Dass der sonst im Hintergrund agierende, aber vor allem für Haushaltsdisziplin stehende Regierungschef François Fillon mit einem Vertrauenswert von 43 Prozent besser als Sarkozy dasteht, ist dafür ein Zeichen.

Mit den schlechten Umfrageergebnissen steht Sarkozy jetzt an einer Wegscheide: Schneidet er bei den Kommunalwahlen schlecht ab, dürfte ihn dies auch für Frankreichs EU-Ratspräsidentschaft schwächen. Schon jetzt haben zahllose Vorstöße Sarkozys wie die umstrittene Mittelmeerunion die EU-Partner skeptisch gestimmt. Zwar zehrt die Regierung noch vom internen Streit um Richtung und Führungspersonal bei den Sozialisten. Für Sarkozys Berater ist dennoch Handeln angesagt. Auch beim Thema Bruni: Sarkozy müsse endlich heiraten, damit das Thema endlich vom Tisch sei, sagt Weggefährte Patrick Balkany, Abgeordneter und Bürgermeister von Levallois. «Dafür würde ich ihm auch heimlich mein Rathaus öffnen.»