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Peter Escher verärgert MDR

Moderator hat von Sender keine Genehmigung für Auftritt bei Milbradt-Projekt erbeten.

Leipzig/Dresden (ddp-lsc). Der geplante Auftritt des MDR-Fernsehmoderators Peter Escher bei einer neuen Veranstaltungsreihe mit Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) sorgt beim Sender und bei der Landtagsopposition für Unmut. Während der MDR monierte, dass Escher nicht um eine Genehmigung für die geplante Moderation beim «Sachsen live - Bürgermikrofon» angefragt habe, warf der Medienexperte der Linksfraktion, Heiko Hilker, dem Journalisten eine unzulässige Parteinahme vor.

Zuvor war bekanntgeworden, dass sich Milbradt innerhalb einer neuen Veranstaltungsreihe den Bürgern stellen will. Dabei bekämen Vertreter von Vereinen und Gruppen künftig die Chance, direkt mit dem Regierungschef ins Gespräch zu kommen, kündigte die Staatskanzlei an. Die erste Veranstaltung ist für 23. Oktober in Annaberg-Buchholz unter dem Titel «Tradition und Heimat» geplant. Als Moderator werde Escher fungieren.

Dies stieß bei Oppositionspolitiker Hilker auf heftige Kritik. Bei Eschers Auftritt handele es sich «ganz offensichtlich um eine Parteinahme zugunsten Milbradts». Eine solche verbiete sich für einen seriösen Journalisten von selbst. «Herr Escher muss sich entscheiden, ob er Mikrofonhalter von Milbradt oder lieber Anwalt der kleinen Leute im MDR-Fernsehen ist», fügte Hilker hinzu. Er stelle sich zudem die Frage, wer die Kosten für die Veranstaltung trage und wer den MDR-Moderator bezahle. Im MDR-Fernsehen moderiert Escher jeden Donnerstagabend die Sendung «Ein Fall für Escher».

Er könne sich «nicht vorstellen, dass MDR-Intendant Udo Reiter Escher diesen Job genehmigt hat», fügte Hilker hinzu. Nach den Regeln für Nebentätigkeiten müssten solche Aufträge Programm prägender Mitarbeiter vom Sender genehmigt werden.

MDR-Unternehmenssprecher Stefan Anton Mugrauer sagte daraufhin, dass Escher vom MDR für das «Bürgermikrofon» gar keine Genehmigung erbeten habe. «Wir haben dies bereits kritisch mit Herrn Escher ausgewertet.» Zudem habe Escher dem Sender «versichert, dass er in einer neutralen Rolle als kritischer Bürgermoderator der Politik auf den Zahn fühlen wird».

Die geplante Milbradt-Veranstaltung war bereits am Dienstag durch Projektsprecher Henry C. Brinker bekanntgeworden, der nach eigenen Angaben im Auftrag der Staatskanzlei Journalisten zu dem Abend eingeladen hatte. Brinker zufolge wird beim «Bürgermikrofon» anders als bei vergleichbaren Projekten «der Bürger im Mittelpunkt» stehen. Escher habe für seine Moderation eine «neutrale» Rolle zur Bedingung gemacht, sagte Brinker der Nachrichtenagentur ddp. Der Journalist solle auch nachfolgende «Bürgermikrofon»-Abende moderieren, für die es allerdings noch keine Termine gebe.