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Lars Reckermann erinnert an das Ende der „Westfälischen Rundschau“: „Habe Freunde verloren“

Es sind berührende Worte, die Chefredakteur Lars Reckermann zum Ende der „Westfälischen Rundschau“ findet. Von Bülend Ürük.

Aalen - Reckermann ist Vollblut-Journalist, er lebt für den Journalismus, für das wahre Wort. Seit November 2013 verantwortet Reckermann „Schwäbische Post“ und „Gmünder Tagespost“, zwei erfolgreiche Heimatzeitungen in Ostwürttemberg.

In seinem Blog „WestfAalen - Vom Pott auf die Oschdalb“ erinnert Lars Reckermann an einen der dunkelsten Momente der Zeitungsgeschichte im Ruhrgebiet: „Heute vor zwei Jahren entschlossen sich die Funke-Manager eine ganze Zeitung zu schließen. 120 Redakteure und WR-Mitarbeiter, genauso viele Freie Mitarbeiter, verloren ihren Job und den Glauben an ein Unternehmen, das jahrzentelang für Sicherheit stand.“

 

Lars Reckermann hat im November 2013 im Familienunternehmen SDZ Druck und Medien in Aalen die Chefredaktion von "Schwäbische Post" und ihrem Schwestertitel "Gmünder Tagespost" übernommen. Foto: Archiv

 

Reckermann fährt fort: „Ich werde diese Tage, diese Wochen im Januar und Februar 2013 nie vergessen. Die intensiven Gespräche mit den Mitarbeitern. Ja auch den Streit und die vielen bitterbösen Auseinandersetzungen, die ich im nachhinein sicherlich genauso wie mein Gegenüber als himmelschreiend ungerecht empfunden habe. Ich habe gute Freunde verloren, und noch oft denke ich an die Menschen, die mir die Schließung der Westfälischen Rundschau persönlich genommen haben. Ich denke an die vielen Beschimpfungen und den Beistand von Menschen, denen ich viel zu selten gesagt habe, wie gerne ich sie habe. Ich denke ganz oft an die Kollegen, zu denen ich keinen Kontakt mehr habe und frage mich, wie es ihnen wohl in der Zwischenzeit ergangen ist. Haben auch sie ein neues Leben begonnen? Sind sie womöglich wie ich quasi über Nacht aus der Heimat aufgebrochen und haben sich weit entfernt ihrer eigentlichen Wurzeln ein neues Nest gebaut?“

Lars Reckermann zieht Vergleiche zu seinem Leben im Ruhrgebiet und der Arbeit heute: „Ich fühle mich hier unten im Süden, in Baden-Württemberg, auf der Ostalb richtig wohl. Seit einem Jahr und fünf Monaten leben wir in Aalen. Ich habe wirklich wunderbare Kollegen. Ich war mit meinem Verleger schon Ballon fahren. In Essen habe ich meine Verlegerin nicht einmal zu Gesicht bekommen.“

Reckermanns Auseinandersetzung mit der Entwicklung in der Zeitungsbranche ist absolut lesenswert. Er erinnert daran, dass Arbeit nicht alles ist, nicht sein kann: „Ich für meinen Teil habe gelernt, dass es den sicheren Job nicht mehr gibt. Dafür mögen uns andere Branchen belächeln, für mich war es eine völlig neue Erfahrung.“

Sicherheit gibt es in Medienhäusern schon lange nicht mehr.

Bülend Ürük

Newsroom.de-Service: Lars Reckermann, „WestfAalen - Vom Pott auf die Oschdalb“: Der 15. Januar