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Wie der Neustart im Job gelingt

Wie der Neustart im Job gelingt Attila Albert

Wie soll man im neuen Job auftreten, darf man in der Probezeit schon in den Urlaub oder bei Bedarf sogar kündigen? Karrierecoach Attila Albert gibt Empfehlungen.

Berlin – Der Blick in die Branchendienste (z. B. Kress, Medium Magazin) und auf LinkedIn zeigt, wie viele Medienprofis zum Jahreswechsel eine neue Stelle angetreten haben. Eine aktuelle Umfrage zeigt zudem, dass 42 Prozent der Berufstätigen einen Jobwechsel planen. Die neue Stelle kann sich als voller Erfolg, aber auch als Enttäuschung herausstellen: Der Arbeitgeber hat zu viel versprochen, Sie kommen mit den Aufgaben oder dem neuen Chef nicht klar. Mancher erwägt dann schon in der Probezeit, wieder zu kündigen. Hier besonders häufige Fragen rund um den neuen Job und Empfehlungen dazu.


Wie sollte man im neuen Job auftreten?

Das hängt natürlich von der jeweiligen Persönlichkeit und Situation ab. Eine sinnvolle Strategie ist jedoch, sich anfangs auf einige Schwerpunktthemen und Kernaufgaben zu konzentrieren, also nicht wahllos überall anzupacken, wo gerade jemand gebraucht wird. Das hilft, ein erkennbares Profil herauszubilden und sich nicht direkt mit Fleißarbeiten zu verzetteln, an die sich bald keiner mehr erinnern wird. Zudem lässt das genügend Zeit und Kraft für eine wichtige Aufgabe in der Probezeit: Zuhören und beobachten, was bei dem neuen Arbeitgeber wirklich wichtig ist, wer entscheidet und was gefordert wird.


Erkannte Probleme im neuen Team direkt ansprechen?

Gerade ambitionierte Medienprofis sind oft versucht, schon nach kurzer Zeit anzusprechen, was aus ihrer Sicht bei ihrem neuen Arbeitgeber falsch läuft und verbessert werden sollte (z. B. bezüglich Prioritäten, Arbeitsabläufe). Halten Sie sich damit zumindest in der Probezeit noch zurück. Wahrscheinlich verkündigen Sie damit niemandem etwas Neues, machen sich als Besserwisser unbeliebt und können sowieso nicht sofort ändern, was meist schon seit Jahren im Argen liegt. Notieren Sie sich stattdessen Ihre Beobachtungen und Gedanken – und finden Sie zuerst heraus, warum es so läuft. Das hat immer Gründe.


Ab wann soll ich mich im neuen Job voll einbringen?

Am besten starten Sie anfangs nur mit 80 Prozent Ihrer Leistungsfähigkeit – bremsen Sie sich, wenn Sie besonders ehrgeizig sind, das in Sie gesetzte Vertrauen sofort rechtfertigen und sich beweisen wollen. Das lässt Ihnen die Möglichkeit, sich nach einiger Zeit (z. B. nach drei Monaten, also in der Mitte der üblichen Probezeit) spürbar zu steigern. Mit der Einarbeitung wachsen Ihre Routine und Selbstsicherheit zusätzlich. Das verspricht mehr Erfolg im Probezeitgespräch, als wenn Ihr neuer Vorgesetzter dann feststellen müsste, dass Sie zwar stark angefangen, dann aber stagniert oder sogar nachgelassen haben.


Was tun, wenn der neue Job nicht wie versprochen ist?

Es kommt vor, dass sich die Stellenausschreibung als irreführend oder sogar sachlich falsch herausstellt oder dass Zusagen aus dem Vorstellungsgespräch (z. B. zu Arbeitsinhalten und -umständen, Gehaltserhöhung nach Ende der Probezeit) gebrochen werden. Seien Sie darauf vorbereitet: Führen Sie während der Probezeit noch einige Bewerbungen weiter und halten Sie sich auch anderweitig Optionen offen, indem Sie etwa nicht sofort für den neuen Job umziehen, sondern erst einmal pendeln. So können Sie, wenn das Gespräch mit dem Vorgesetzten erfolglos bleibt, schnell und konsequent handeln.


In der Probezeit schon in den Urlaub fahren?

Das ist strategisch nicht klug, heute aber durchaus üblich. Haben Sie die Reise schon vor der Stellenzusage gebucht und am Ende des Bewerbungsprozesses erwähnt, ist das meist kein Problem. Allerdings könnten Sie bei Bedarf (z. B. Personalengpass) eine Stornierung oder Verschiebung anbieten, wenn der neue Arbeitgeber die Kosten dafür übernehmen würde. Im Idealfall sind Sie jedoch während Ihrer Probezeit durchweg anwesend und auch gedanklich präsent, um Ihre neuen Aufgaben, Vorgesetzten und Kollegen kennenzulernen – und ihnen ebenso die Chance dazu zu geben.


Darf man noch in der Probezeit wieder kündigen?

Ja, das kommt vor, wenn es auch unangenehm ist. Die Probezeit ist für Arbeitgeber wie -nehmer dazu da, sich im betrieblichen Alltag kennenzulernen und zu prüfen, ob sie wirklich zueinander passen. Deshalb gilt in dieser Zeit auch eine verkürzte Kündigungsfrist (meist 14 Tage). Wenn Sie feststellen, dass Sie sich bei Ihrem Arbeitgeber völlig unwohl fühlen oder er Sie über wesentliche Umstände getäuscht hat, können Sie auch schon nach 1-2 Monaten wieder kündigen. Solch ein kurzer Zeitraum lässt sich später im Lebenslauf herauslassen, Sie müssen sich daher anderen deswegen auch nicht erklären.


Wann darf ich nach mehr Gehalt fragen?

Früher war es durchaus üblich, dass die erfolgreich beendete Probezeit mit einer kleinen Gehaltserhöhung anerkannt wurde. Heute sollte man frühestens nach einem Jahr nach mehr Gehalt fragen und dafür auch einen stichhaltigen Grund nennen können (z. B. besondere Erfolge, mehr Verantwortung als zunächst vereinbart). Ansonsten entsteht der Eindruck, dass Sie die Stelle mit einer unehrlichen Zusage angenommen haben, dass Sie nämlich mit dem angebotenen Gehalt einverstanden seien. Wurde Ihnen aber bei der Zusage eine spätere Gehaltserhöhung versprochen, sollten Sie auch darauf bestehen.


Wie lange durchhalten, wenn es nicht passt?

Grundsätzlich sollte die neue Stelle für Sie zum Ende der Probezeit, also nach drei bzw. sechs Monaten, in Bezug auf Arbeitsinhalte und -umstände passen. Sie sollten weitgehend eingearbeitet sein, Ihre neuen Aufgaben, Vorgesetzten und Kollegen mögen, ebenso den Führungsstil und das Betriebsklima. Passen diese grundlegenden Dinge überhaupt nicht, sollten Sie möglichst schon innerhalb der Probezeit zu einem anderen Arbeitgeber wechseln, um noch die kürzere Kündigungsfrist nutzen zu können. Sind nur Details strittig, könnten Sie ein Jahr lang prüfen, was sich eventuell verbessern lässt.

 

Zur vergangenen Kolumne: Den Antrieb wieder finden 

 

Zum Autor: Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der Freien Presse, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA.

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