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Streit mit Kollegen: So lassen sich Konflikte im Team lösen

Streit mit Kollegen: So lassen sich Konflikte im Team lösen Attila Albert

Unklare Zuständigkeiten und Befugnisse, Konkurrenz oder Antipathie: Es gibt ganz unterschiedliche Gründe für Teamkonflikte. Nur, wer sie erkennt, kann sie lösen. Karrierecoach Attila Albert über häufige Streitpunkte unter Kollegen und welche persönliche Strategie sich jeweils empfiehlt.

Berlin – Mit wenigen Menschen verbringt man mehr aktive Zeit als mit den Teamkollegen. Das kann aber ganz unterschiedlich angenehm sein. Manche Medienprofis sind mit ihren Kollegen praktisch befreundet. Andere kommen nur mühsam miteinander klar oder sind offen zerstritten. Doch Konflikte im Team sind anstrengend für alle. Man kann den Beteiligten kaum ausweichen, mehr noch: Man ist im Arbeitsprozess aufeinander angewiesen, was bei erfolgsabhängigen Gehaltsanteilen oft auch einen finanziellen Unterschied macht.

 

Wer Streit mit seinen Kollegen hat, ärgert sich meistens über konkrete Aussagen (z. B. herabsetzende oder beleidigende Äußerungen) oder Verhaltensweisen (z. B. Unpünktlichkeit oder ständigen Widerspruch). Aber es lohnt sich, genauer zu betrachten, worüber Sie sich eigentlich wirklich uneins sind. Denn daraus ergibt sich, wer den Konflikt lösen könnte und welche persönliche Strategie dafür am besten geeignet wäre. Da Vorgesetzte nur begrenzt eingreifen können und wollen, lohnt sich selbstbestimmtes Handeln.

 

Hierarchische Konflikte: Entscheidung einfordern
Streiten gleichrangige Kollegen darüber, wer etwas anweisen und entscheiden darf und was erledigt werden soll und wie, handelt es sich um einen hierarchischen Konflikt. Dabei geht es um ungeklärte Zuständigkeiten und Kompetenzen. Da sie vom Vorgesetzten nicht verbindlich entschieden und durchgesetzt werden, müssen die Teammitglieder das untereinander klären. In manchen Fällen gelingt das auf freundschaftliche, kooperative Weise, in anderen werden jahrelange, für alle erschöpfende Grabenkämpfe daraus.

 

Das Versäumnis liegt hier klar bei der Abteilungs- bzw. Bereichsleitung. Sie kommt ihrer Hauptaufgabe, Mitarbeiter zu führen, nicht nach. Dazu gehören ein Organigramm und Stellenbeschreibungen, die Zuständigkeiten und Befugnisse festlegen, sowie individuelle Zielvereinbarungen und Rückmeldungen. Beste Strategie: Reiben Sie sich nicht im Streit mit Kollegen auf. Bleiben Sie freundlich und hilfsbereit, spielen Sie offene Fragen aber an die Vorgesetzten zurück. Sie müssen nicht deren Job erledigen und ins eigene Risiko gehen.

 

Konkurrenz im Team: Eigenes Profil herausbilden
Insbesondere in Teams mit gleichaltrigen Mitarbeitern kommt es vor, dass mehrere Kollegen ähnliche Ambitionen haben. Sie wollen den nächsten Karriereschritt machen, ihr Gehalt steigern, eigene Projektideen umsetzen. Dazu gehört, dass jeder darum kämpft, von den Vorgesetzten anerkannt zu werden und sich durchzusetzen. Das ist normal und richtig, so lange die Zusammenarbeit und die Arbeitsergebnisse nicht darunter leiden oder sich Kollegen gegenseitig sabotieren (z. B. durch Anschwärzen anderer beim Chef).

 

Bei all dem bestätigt sich, dass ein Unternehmen keine „Familie‟ ist, sondern eher mit einer Sportmannschaft vergleichbar: Leistungsstarke Profis, die alle gewinnen wollen, sich aber an die Spiel- und Teamregeln halten müssen. Darauf haben die Vorgesetzten zu achten. Beste Strategie: Sehen Sie es sportlich. Es spricht für die Stärke Ihres Teams, wenn Sie mehrere ehrgeizige, qualifizierte Kollegen haben. Achten Sie darauf, Ihr persönliches Profil – Qualifikation, Spezialisierung, Netzwerk, Image – herauszubilden, um sich abzusetzen.

 

Wertekonflikte: Gelebte Praxis setzt sich durch
Beruhen Konflikte im Team auf unterschiedlichen Wertvorstellungen und Überzeugungen, wird das manchmal erst nach längerer Zeit klar. Insbesondere, wer bisher nur wenige Arbeitgeber erlebt hat, hält seine Ansichten für „normal‟ – bis er erkennen muss, dass manche es anders sehen. Beispiel: Ihnen ist wichtig, dass Aufgaben gründlich erledigt werden, auch wenn das mehr Zeit braucht. Ein neuer Kollege findet Schnelligkeit wichtiger und nimmt dafür mehr Fehler in Kauf. Sie ärgern sich über die „Schlampigkeit‟.

 

Im Idealfall hat Ihr Arbeitgeber seine Werte schriftlich niedergelegt. Das stellt für alle klar, wie gearbeitet werden soll und Sie können sich darauf berufen. Beobachten Sie aber auch die gelebte Praxis: Was wird wirklich eingefordert, gelobt und belohnt? Im Zweifel geht das vor. Beste Strategie: Wer sich ständig gegen die Unternehmenskultur seines Arbeitgebers stellt, reibt sich auf und wird scheitern. Tun Kollegen das, lohnt kein ständiger Streit. Sie werden von selbst wieder gehen. Fremdeln Sie dagegen, sollten Sie in ein passenderes Umfeld wechseln.

 

Unterschiedliche Gewohnheiten: Fallweise Kompromisse
Erstaunlich viele erbitterte Streitigkeiten ergeben sich aus unterschiedlichen Vorlieben und Gewohnheiten. Einer mag es kühl, der andere warm, und deswegen streiten beide ständig um das Öffnen der Fenster, um die Klimaanlage bzw. Heizung. Einer will seinen Hund ins Büro mitbringen, der andere führt eine Allergie an und fürchtet sich vor Hunden. Einer telefoniert lange und laut, der andere braucht Ruhe zum Arbeiten. Bald führen diese vermeintlichen Kleinigkeiten dazu, dass man sich wechselseitig Egoismus bzw. Rücksichtslosigkeit unterstellt oder die Zusammenarbeit ganz ablehnt.

 

Manchmal lassen sich derartige Konflikte pragmatisch entschärfen, indem Kollegen mit unterschiedlichen Vorlieben räumlich getrennt arbeiten oder Homeoffice-Tage passend koordinieren. Das ist allerdings organisatorisch nicht immer möglich oder gewünscht. Dann gilt die Entscheidung des Vorgesetzten, den es aber bald nervt, ständig schlichten zu müssen. Beste Strategie: Versuchen Sie, möglichst kompromissbereit zu sein. Im Streitfall gewinnt meist der Kollege, der länger dabei ist und seinem Chef weniger Probleme macht. Passt es für Sie im Team gar nicht, wechseln Sie intern oder extern.

 

Persönliche Antipathie: Interesse und Empathie zeigen
Manchmal lassen sich Konflikte gar nicht sachlich begründen, sondern beruhen rein auf persönlicher Antipathie: Sie können bestimmte Kollegen einfach nicht leiden, finden deren Art und Auftreten schwer erträglich. Dann genügt schon ein komischer Blick oder ein tiefes Einatmen, um Sie aufzuregen. Anderen geht es möglicherweise mit Ihnen so: Sie verhalten sich abweisend oder sogar feindselig, ohne dass Sie ihnen dafür einen konkreten Grund gegeben hätten oder es sich überhaupt rational erklären könnten.

 

Hier zeigen sich unterschiedliche Persönlichkeiten und die individuelle Kompetenz, mit andersartigen Menschen umzugehen. Manche kommen mit vielen gut aus, andere tun sich schwer damit und haben deshalb ständig Streit. Beste Strategie: Andere werden Sie nicht ändern, können nur bei Bedarf Grenzen setzen und an Ihrer Sozialkompetenz arbeiten. Versuchen Sie, andere zu verstehen, anstatt sie zu verurteilen. Stellen Sie offene Fragen, hören Sie viel zu. So wird mancher vermeintliche Feind plötzlich zum Freund.

 

Zur vergangenen Job-Kolumne: Neue Perspektiven

 

Zum Autor: Karriere-Coach Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der „Freien Presse“, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA. www.media-dynamics.org.