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So beseitigen Medienprofis Hindernisse im Job

So beseitigen Medienprofis Hindernisse im Job Attila Albert

Veraltete IT, umständliche Organisation, zu wenige Kollegen: Mancher Stelle fühlt sich an wie ein täglicher Hürdenlauf. Das verhindert erfolgreiches, effektives Arbeiten, erschöpft und stumpft ab. Coach Attila Albert sagt, was Sie tun können, damit der Job leichter fällt und wieder Freude macht.

Berlin – Die Pressesprecherin eines Konzerns war nur noch genervt. Ihre Aufgaben waren schon anspruchsvoll, aber die Umstände machten sie ihr noch schwerer. Ihr Laptop war veraltet und vom IT-Team mangelhaft aufgesetzt worden. An kollaboratives Arbeiten war wegen der restriktiven Vorschriften nicht zu denken. So lief alles über E-Mails, umständlich und bald völlig unübersichtlich. Mit ihrer Bereichsleiterin hatte sie deswegen schon gesprochen, aber nur Vorwürfe gehört: Sie würde die Probleme aufbauschen. Musste sie das hinnehmen?

 

Mancher Stelle fühlt sich an wie ein täglicher Hürdenlauf: Ein Hindernis nach dem anderen, das überwunden werden muss, obwohl man nur seinen Job machen will. Das verhindert nicht nur erfolgreiches, effektives Arbeiten, sondern erschöpft und stumpft langfristig ab. Man arrangiert sich am Ende mit der Mittelmäßigkeit und wird so selbst mittelmäßig. Zu empfehlen ist diese Strategie also nicht. Hier häufige Hindernisse, die Medienprofis erleben, und was sie tun könnten, damit die Arbeit leichter fällt und wieder Freude macht.

 

Unzureichende Führung: Eigene Wünsche ausdrücken
Jeder hat andere Bedürfnisse und Wünsche, wenn es um Vorgesetzte geht. Einer wünscht sich klare Vorgaben und engen Kontakt, der andere viele Freiräume. Idealerweise sind Chefs flexibel, können sich also auf unterschiedliche Mitarbeiter und Situationen einstellen. Aber nicht jedem gelingt das, dazu braucht es auch ein wenig Lebenserfahrung. Fühlen Sie sich unzureichend geführt, sprechen Sie das respektvoll in einem ruhigen Moment an – sagen Sie, was Ihnen helfen würde. Gute Chefs sind dafür dankbar.

 

Tipp: Wenn Sie selbst keine Führungsrolle und -erfahrung haben, sollten Sie das zumindest in einem Ehrenamt (z. B. in einem Verein oder in einer Initiative) nachholen. Das verhilft zu realistischeren Erwartungen an Vorgesetzte und zu mehr Verständnis für deren Zwänge und Einschränkungen. Möglicherweise entdecken Sie dabei zudem eigenes Führungstalent!

 

Persönliche Konflikte: Andere verstehen lernen
Selbst im besten Team sind gelegentliche Konflikte unvermeidbar. Dass Sie gut mit Ihren Vorgesetzten und Kollegen zusammenarbeiten, zeigt sich nicht in ständiger Harmonie, sondern dass Diskrepanzen und Missverständnisse schnell und konstruktiv aufgelöst werden. Sie können Ihren Teil dazu beitragen, indem Sie versuchen, andere besser zu verstehen und effektiver zu kommunizieren, Fühlen Sie sich dagegen grundsätzlich im Unternehmen unwohl, obwohl einige Kollegen durchaus nett sind, passt es kulturell nicht.

 

Tipp: Versuchen Sie, ein realistisches Bild von Ihrem eigenen Auftreten zu erhalten. Fragen Sie mehrere Vertrauenspersonen, wie Sie auf andere wirken, was man an Ihnen schätzt und woran Sie eventuell arbeiten könnten. Auch eine Stärken- und Potenzialanalyse hilft Ihnen, im geschützten Rahmen das eigene Wesen und eventuelle Schwächen zu reflektieren.

 

Fehlende Arbeitsmittel: Notwendiges beantragen
Damit Sie Ihre Aufgaben erfüllen können, brauchen Sie verschiedene Arbeitsmittel. Dazu gehören zum Beispiel ein Schreibtisch und Rechner, die notwendige Software, Plattformen zur Kommunikation, Budget für freie Mitarbeiter und Dienstreisen. Kein Unternehmen ist damit perfekt ausgestattet, überall ärgern sich Medienprofis über einzelne Aspekte (z. B. lautes Großraumbüro, langsames WLAN, veraltete IT). Identifizieren Sie, was Ihnen konkret fehlt, und versuchen Sie zumindest, das Notwendige zu beantragen.

 

Tipp: Legen Sie für sich auch fest, welche Umstände für Sie nicht hinnehmbar sind (z. B. kein fester, eigener Arbeitsplatz, Recherchen nur noch vom Schreibtisch aus). Lässt sich das nicht ändern, weil es beispielsweise nun unternehmensweit üblich ist, dann ist es Zeit für einen Stellenwechsel, wenn Sie deswegen nicht ständig unglücklich sein wollen.

 

Unter- oder Überforderung: Aufgaben neu aushandeln

Bei einer neuen Stelle sollten selbst erfahrene Medienprofi mit drei bis sechs Monaten Einarbeitungszeit rechnen. Danach aber müssten Ihre Aufgaben und Belastung zu einem ungefähr ausgeglichenen Maß finden. Es wird immer Zeiten der Unter- oder Überforderung geben, aber keines von beiden sollte Dauerzustand sein. Sprechen Sie ansonsten mit Ihrem Vorgesetzten, verhandeln Sie. Oft lassen sich Stellenprofile erstaunlich weitgehend umgestalten, können Sie also Aufgaben abgeben oder wechseln.

 

Tipp: Haben Sie bisher gar keine Stellenbeschreibung, bitten Sie darum oder stellen Sie selbst zusammen, wofür Sie zuständig sind und wie sich Ihre Aufgabenbereiche bisher prozentual verteilen. Im nächsten Mitarbeitergespräch können Sie so konkret besprechen, ob das überhaupt so gewünscht ist, und auch, welche Veränderungen sinnvoll wären.

 

Fehlende Motivation: Neue Ziele setzen
Möglicherweise trifft keiner der zuvor genannten Gründe zu. Sie haben einfach keine Lust mehr auf Ihren Job, obwohl er noch immer nicht schlecht ist. Fehlende Motivation wurzelt häufig darin, dass Sie die Inhalte Ihrer Arbeit nicht mehr besonders begeistern, sich Ihre Prioritäten und Werte verändert haben. In dem Fall sollten Sie sich eine neue Herausforderung suchen: Riskieren Sie wieder etwas, probieren und lernen Sie etwas Neues. Oft ist es z. B. bereits möglich, im aktuellen Job ein neues Projekt vorzuschlagen.

 

Tipp: Ab dem mittleren Lebensalter wird man leicht überängstlich, mutlos und bequem. Widerstehen Sie dieser Tendenz. Dafür müssen Sie keine großen Gefahren eingehen, sondern sich bewusst machen, dass Sie heute mehr Ressourcen und Erfahrung als in jungen Jahren haben. Erinnern Sie sich daran, mit wie wenig Sie einst etwas gewagt haben.

 

Jedes Unternehmen hat seine Probleme. Nur deswegen werden Menschen angestellt und bezahlt – um zumindest einige davon zu lösen. Perfektion dürfen Sie also nirgendwo erwarten, sollten sich allerdings auch nicht von den Schwierigkeiten erdrückt fühlen. Ein guter Job setzt Sie interessanten Problemen aus, die Sie auf eine gute Art herausfordern. Wenn Sie Bedingungen vorfinden oder sich schaffen können, bei denen Sie einige davon lösen können, entwickeln Sie sich gemeinsam weiter.

 

Zur vergangenen Job-Kolumne: Effektive Teams

 

Zum Autor: Karriere-Coach Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der „Freien Presse“, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA. www.media-dynamics.org.