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Neue Perspektive: Wie Medienprofis für ihre berufliche Zukunft planen

Neue Perspektive: Wie Medienprofis für ihre berufliche Zukunft planen Attila Albert

Zwischen beruflichem Stress, familiären Verpflichtungen und dem nächsten Urlaub vergessen viele Medienprofis, an ihre langfristige Perspektive zu denken. Das ist verständlich, aber riskant, sagt Karrierecoach Attila Albert. Gerade im mittleren Lebensalter empfiehlt es sich, aktiv zu werden.

Berlin – Wie soll es für mich einmal weitergehen, wo will ich langfristig hin? Das ist eine Frage, die sich Berufstätige erstaunlich selten ernsthaft stellen. Zwar ist, angesichts des Umbruchs in der Medienbranche und in den einzelnen Unternehmen, jedem klar, dass es nicht einfach wie bisher weiterlaufen wird. Aber zwischen beruflichem Stress, familiären Verpflichtungen und dem nächsten Urlaub kommt die eigene Zukunftsplanung immer wieder zu kurz. Dabei ist sie nötiger denn, insbesondere für Medienprofis im mittleren Lebensalter.

 

Denn die Arbeitgeber „verjüngen‟ ihre Belegschaften und versuchen oft, sich bereits von den über 50-Jährigen zu trennen. Der Gesetzgeber dagegen hat das reguläre Rentenalter auf 67 Jahre erhöht. Dazwischen tut sich nun eine Lücke von rund 15 Jahren auf, die man schon aus finanziellen Gründen nicht mehr so leicht – wie früher – mit Altersteilzeit und Frührente schließen kann. Dazu kommt: Will man das überhaupt? Denn eine Arbeit gibt dem Leben auch Struktur und Sinn, geistige Anregung und ein soziales Umfeld.

 

So ist es für die derzeitige wie zukünftige Lebensqualität sinnvoll, über die eigene berufliche Perspektive nachzudenken – sowohl in der Branche wie beim aktuellen Arbeitgeber. Womit möchten Sie sich inhaltlich beschäftigen, unter welchen Bedingungen wollen Sie arbeiten, wie viel verdienen, mit wem zusammenarbeiten? Anfangs ist das eine reine Wunschvorstellung, die teilweise oder sogar stark von Ihrer aktuellen Situation abweichen kann. Eine Perspektive wird daraus, wenn Sie etwas dafür tun, sie zu erreichen.

 

Sich nicht dem Lauf der Dinge überlassen
Wie die eigene Perspektive aussieht, wenn man sich dem Lauf der Dinge überlässt, sie also nicht bewusst selbst wählt, sich bedarfsweise korrigiert und verändert, zeigt der Blick in die eigene Umgebung. Man entwickelt sich mit den Menschen, mit denen man seine Tage verbringt und wird ihnen ähnlicher. Im beruflichen Kontext heißt das: Schauen Sie sich die langjährigen Kollegen bei Ihrem aktuellen Arbeitgeber einmal genauer an. Das ist auch Ihre wahrscheinliche Perspektive, ganz wertfrei ausgedrückt, wenn Sie dabei bleiben.

 

Es gibt Unternehmen, in denen auch Ältere noch zeitgemäß und begeistert arbeiten, einige sogar über das Renteneintrittsalter hinaus (z. B. als freier Mitarbeiter oder Berater). In anderen sind die älteren Kollegen verbittert und nur noch wenig engagiert, in Bezug auf ihr fachliches und persönliches Profil auch ein wenig in der Vergangenheit hängen geblieben. Und in manchen Medienhäusern sieht man sie gar nicht mehr, weil das Management sich systematisch von ihnen trennt und die Stellen mit Jüngeren besetzt.

 

Ein Ziel, das den Alltag neu ausrichtet
Sich selbst eine Perspektive zu schaffen, ist aus verschiedenen Gründen sinnvoll. Sie geben Ihren alltäglichen Entscheidungen damit ein übergeordnetes Ziel. Prioritäten fallen leichter, Sie setzen Ihre Ressourcen überlegter ein. Dadurch erreichen Sie mehr, als wenn Sie Ihren Kurs immer wieder ändern oder sich in Details verlieren. In schwierigen Zeiten und bei besonderen Herausforderungen motiviert eine Perspektive. Sie wissen, wo Sie hinwollen, fühlen sich selbstbestimmt und sind bereit, das Notwendige zu tun.

 

Das bedeutet, dass eine Perspektive mehr als eine angenehme, tröstliche Träumerei ist, wenn es im eigenen Leben gerade nicht so berauschend läuft. Jeder überlegt gelegentlich, wie es wohl wäre, „noch mal durchzustarten‟, „etwas ganz anderes zu machen‟, „woanders neu anzufangen”. Eine Perspektive konkretisiert das: Wie könnte ein Karriereschritt in der Lebensmitte, ein Berufswechsel oder sogar Auswandern genau aussehen? Daraus lässt sich ableiten, was es dazu bräuchte und wie man es tatsächlich schaffen könnte. Sie sichern sich damit auch vorbeugend gegen Umbrüche (z. B. Stellenabbau) ab.

 

Nicht immer wieder verschieben
Eine gefährliche Versuchung ist die Hoffnung auf den großen Befreiungsschlag: „Später einmal, wenn weniger los ist‟, „Dafür brauche ich Ruhe‟, „Wenn die Kinder aus dem Haus sind‟. Mit dieser Illusion verlieren gerade Medienprofis in den mittleren Lebensjahren wertvolle Zeit und Chancen; besuchen vielleicht mal eine kurze Weiterbildung, ändern aber eigentlich nichts. Hier ist klar zu sagen: Es ist nie genug Zeit, und Veränderung ist immer mühsam. Aber lieber selbst gewählt, als von anderen dazu gezwungen zu werden.

 

Selbstverständlich kann man sich nicht ständig mit seiner Zukunft beschäftigen. Dafür bietet die Gegenwart bereits genügend eigene Herausforderungen – Beruf, Familie, Erledigungen –, daneben will man sich auch ablenken und erholen. Der Ausweg liegt darin, sich gelegentlich, aber regelmäßig mit der eigenen Perspektive zu beschäftigen: Wo stehe ich gerade, wo will ich hin? Eine Stunde pro Woche ist ein gutes, realistisches Maß und auch für engagierte Berufstätige mit Partner und Kindern problemlos zu schaffen.

 

Überlegen und praktisch umsetzen
Die berufliche Perspektive hat verschiedene Elemente, mit denen man sich systematisch beschäftigen kann: Wo stehen Sie jetzt, wo wollen Sie hin, und was fehlt Ihnen bisher dazu? Das ist einerseits gedankliche Reflexion (sich z. B. einmal seine Idealvorstellungen aufschreiben, eine Karriereberatung nutzen), andererseits praktische Umsetzung (z. B. Bewerbungsunterlagen und das eigene LinkedIn-Profil aktualisieren, Branchenkontakte ausbauen). Manches davon macht Spaß, anderes ist eher eine Pflichtübung.

 

Wer sich vor allem mit dem Gedanken an den jeweils nächsten Urlaub über seine aktuelle berufliche Situation hinwegtröstet, dem ist ein Blick darauf zu empfehlen, welches Bedürfnis diese Reisen eigentlich erfüllen. Abwechslung, Abenteuer, Freiheit, Selbstbestimmung? Das kann man auch anders haben als über teuer erkaufte, immer zu kurze Auszeiten von 14 Tagen (oder mal ein Sabbatical). Auch solche Wünsche gehören in die persönliche Zukunftsplanung, denn diese Qualitäten sind auch ganzjährig schon im Beruf möglich.

 

Zur vergangenen Job-Kolumne: Führen ohne Autorität

 

Zum Autor: Karriere-Coach Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der „Freien Presse“, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA. www.media-dynamics.org.

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