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Mit Anfang 50 raus aus der Medienbranche?

Mit Anfang 50 raus aus der Medienbranche? Attila Albert

Zwischen Karriere-Höhepunkt und Renteneintritt klafft für viele eine mehrjährige Lücke. Attila Albert sagt, wie Sie dem vorbeugen.

Berlin – Wer in der Medien- und Kommunikationsbranche unterwegs ist, hört inzwischen regelmäßig von einstigen Führungskräften über 50, die den Anschluss verloren haben. Viele Jahre erfolgreich, war plötzlich Schluss. Bewerben sie sich noch irgendwo, geht die Stelle am Ende meist an jemanden, der erst Mitte 30 ist – Frauen bevorzugt. Nach außen verstecken sie ihre Arbeitslosigkeit hinter der Behauptung, sie würden nun „Formate entwickeln“ oder „Verlage beraten“, ohne dass je eine tragfähige Selbstständigkeit daraus würde. Wie lässt sich dem vorbeugen? Durch gezielte berufliche Zukunftsplanung ab Mitte 40.

 

Bewusstsein für das Risiko
Im gewohnten Alltag mit seinen Routinen, Verpflichtungen und Ablenkungen vergisst man schnell, dass das wahrscheinlich nicht ewig so weitergehen wird. Erinnern Sie sich daran, wie viele Führungskräfte der Branche weit vor dem regulären Renteneintrittsalter von inzwischen 67 Jahren ihre Positionen verloren haben. Vielen gelang es nur schwer oder gar nicht mehr, erneut eine vergleichbare Stelle zu finden.

 

Eigene Situation überprüfen
Um Ihr Risiko abzuschätzen, beginnen Sie mit zwei Überlegungen. 1. Wie lange würden Sie wahrscheinlich brauchen, um bei Bedarf eine neue Stelle zu finden? 2. Wie gut könnten Sie mit einer ein- bis zweijährigen, eventuell sogar längeren Arbeitssuche umgehen, sowohl finanziell als auch nervlich? Dabei erkennen Sie, wo praktisch Handlungsbedarf besteht (z. B. Profil schärfen, Netzwerk ausbauen).

 

Realistische Erwartungen
Wer sich vorstellt, dass der Höhepunkt der eigenen Karriere einmal genau mit dem Renteneintritt zusammenfallen wird, unterliegt Wunschdenken. Das wäre praktisch, wird aber wegen der angestrebten „Verjüngung“ der Belegschaften immer seltener. Wahrscheinlicher ist eine mehrjährige Lücke: Zu alt für den Arbeitsmarkt, zu jung für die Rente. Dafür sollten Sie eine Alternative (z. B. späte Selbstständigkeit) vorbereiten.

 

Regelmäßig neue Ziele setzen
Sie bewahren sich die dafür notwendige Beweglichkeit, Begeisterungsfähigkeit und Konsequenz, wenn Sie sich auch nach der Lebensmitte immer wieder selbstbestimmt verändern. Was möchten Sie noch dazulernen, was ausprobieren, solange es noch geht? Widerstehen Sie der Versuchung, sich gemütlich in der Gegenwart einzurichten und sentimental zurückzublicken („Ich weiß noch, als wir damals …“).

 

Eigenes Profil aktualisieren
Gerade die Medienbranche unterliegt seit Jahrzehnten dramatischen Veränderungen – unternehmerisch, technologisch, organisatorisch und inhaltlich. Überprüfen Sie, ob Ihr Profil zeitgemäß und Ihr Netzwerk auch zur jüngeren Generation besteht. Besuchen Sie Weiterbildungen, die mindestens mehrmonatig sind (CAS, MAS), informieren Sie sich jährlich bei Messen und Konferenzen über die Trends.

 

In die Zukunft investieren
Gelegentlich scheuen sich Medienprofis im mittleren Alter schon vor minimalen Investitionen in ihre eigene Zukunft (z. B. für eine Karriereberatung, Kurs als Selbstzahler). Für alles andere – Reisen, teure Wohnung, Auslandssemester für die Kinder – ist Geld da. Bedenken Sie hier: Gerade wenn Sie der Hauptverdiener sind, muss Ihre berufliche Zukunftssicherheit Vorrang haben, denn alles andere baut darauf auf.

 

Sich und anderen etwas zumuten
Es ist nicht bequem, sich nach Feierabend noch weiterzubilden, eine Reise zugunsten einer Weiterbildung zu streichen oder fortlaufend Branchenkontakte zu pflegen. Machen Sie es trotzdem, mindestens zwei bis drei Stunden pro Woche. Informieren Sie Ihre Familie über Ihre Ziele und muten Sie auch ihr etwas zu: Grenzen bei Konsumausgaben und Eigenverantwortung für erwachsene Kinder.

 

Zur vergangenen Kolumne: 5 Gründe, warum es mit Chefs oder Kollegen nicht klappt

 


Zum Autor: Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der Freien Presse, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA.

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