Jobs
Newsroom

Mehr Erfolg durch klare Worte: Sagen Sie häufiger, was Sie wirklich wollen

Mehr Erfolg durch klare Worte: Sagen Sie häufiger, was Sie wirklich wollen Attila Albert

Wer etwas von anderen braucht oder sich wünscht, muss es offen und ehrlich aussprechen. Doch Angst vor Ablehnung, Unsicherheit oder Furcht vor Konsequenzen halten viele zurück. Mediencoach Attila Albert sagt, wie Sie durch bedachte, aber klare Worte beruflich und privat mehr erreichen.

Berlin – Geht man die persönlichen Erfolge und Niederlagen der vergangenen zwölf Monate noch einmal durch, kommt einem bei manchen der Gedanke: „Da hätte ich konsequenter sein sollen”, „mit den richtigen Worten wäre das anders gelaufen”, „da hätte ich früher etwas sagen müssen”. Ein einfaches Ja oder Nein, eine unmissverständliche Klarstellung oder Bitte – oder andererseits dessen Versäumen – können jahrelang nachwirken. Nicht gesagt zu haben, was man eigentlich wollte, sich gewünscht hätte, nicht akzeptabel fand.

 

Klare Worte sind entscheidend für den beruflichen und privaten Lebensweg: Sagen, was Sie sich vorstellen und wollen, was Sie vorschlagen und anbieten. Das hat nichts mit übergriffigem Drängen zu tun und bedeutet auch keinesfalls, jeden Gedanken unüberlegt auszusprechen („Ich sage ja nur, wie’s ist”) oder sich fehlende Rücksichtnahme auf andere schönzureden („Ich bin eben ehrlich”). Aber nur, wenn Sie sich klar äußern, haben andere die Chance, Sie zu verstehen und sich – wenn sie wollen – entsprechend zu verhalten.

 

Konkrete Vorschläge und Wünsche
Das beginnt mit Kleinigkeiten. Schließen Sie beispielsweise Bewerbungen oder Angebote nicht ab mit: „Ich würde mich über ein Gespräch freuen.‟ Diese Aussage ist Ich-bezogen, dabei denkt Ihr Gegenüber natürlich an seine eigenen Interessen, schlägt auch keinen konkreten nächsten Schritt vor und entspricht nur halb Ihren Wünsche. Sie wollen sich ja nicht „freuen”, sondern eingeladen werden. Formulieren Sie deshalb konkret: „Sehr gerne möchte ich mich Ihnen persönlich vorstellen und bitte Sie dafür um einen Termin.” Ein „Call-to-Action” (Handlungsaufforderung), wie er auch auf jede Webseite gehört.

 

Haben Sie jemandem eine E-Mail geschickt, aber keine Antwort erhalten, erkundigen Sie sich nicht defensiv: „Ich wollte fragen, ob Sie meine E-Mail erhalten haben.‟ Natürlich ist Ihre E-Mail angekommen. Sie wollen in Wahrheit wissen, warum Sie bisher keine Antwort – oder besser gleich: eine Zusage – erhalten haben. Klar und trotzdem verbindlich wäre: „Sie erhalten ja sicher viele E-Mails und haben generell eine Menge zu tun. Ich rufe daher nur kurz durch, ob Sie noch Fragen hatten oder wir etwas vereinbaren wollen.”

 

Emotionale Ich-Botschaften wirken manipulativ
Gefällt Ihnen der Umgangston im Team nicht, belassen Sie es nicht bei: „Das fand ich jetzt echt nicht gut!” Oder: „Das geht gar nicht!” Emotionale Ich-Botschaften wirken passiv-aggressiv und manipulativ. In Wahrheit wollen Sie gar nicht über Ihre Gefühle reden, sondern eine Verhaltensänderung bei dem anderen erwirken. Empörte Aufrufe („Hallo?!”) verpuffen wirkungslos, wenn Ihr Gegenüber ausgebufft genug oder ignorant ist. Klar dagegen: „In dem Ton bitte nicht mehr, sonst arbeiten wir nicht mehr zusammen.”

 

Verdienen Sie zu wenig, empfiehlt es sich nicht, indirekt mit Bedürftigkeit zu argumentieren, also auf Mitleid zu setzen („Es ist ja jetzt alles so teuer geworden”). Sondern selbstbewusst: „Mein aktuelles Gehalt entspricht nicht meinen Leistungen. Ich möchte daher darüber sprechen, welche Möglichkeiten für eine Anpassung bestehen.” Weicht Ihr Vorgesetzter aus oder vertröstet, was der Normalfall ist: „Das verstehe ich vollkommen. Dann lass uns doch in einem Monat wieder sprechen. Ich notiere mir den Termin und melde mich wieder.” Ein ehemaliger Kollege drückte es so aus: „Wer geschmiert werden will, muss quietschen.”

 

Nicht aus Angst vor Ablehnung schweigen
Ebenso gilt das im Privatbereich. Beispiel: Wer als derzeitiger Single heiraten und eine Familie gründen möchte, sollte das beim Dating früh mitteilen. Nicht verdruckst andeuten, was leicht missverstanden oder ganz überhört werden könnte, oder aus Angst vor Ablehnung lieber gar nichts sagen. Eine klare, gleichwohl angemessene Aussage wäre: „Mein Wunsch ist es, mit dem passenden Partner ein gemeinsames Leben aufzubauen, zu heiraten und Kinder zu haben. Nicht sofort, aber wenn sich zeigt, dass es für beide passt.”

 

Wer seinem Kind, das beim Call aus dem Homeoffice ständig laut dazwischen redet, immer wieder nur sagt: „Also, langsam reicht es wirklich!” – der wird feststellen, dass das oft nicht reicht. Eine derartig indirekte Forderung wird von den Kleinsten nicht verstanden und von den Größeren ignoriert, um Ihre Grenzen auszutesten. Auch hier hilft es, sich klar auszudrücken: „Jetzt bist du bitte einmal zehn Minuten ruhig, weil die Mama telefonieren muss. Danach können wir wieder reden.” Geht es trotzdem weiter: „Psst, Ruhe bitte!”

 

Wahre Gründe fürs Zögern angehen
Wer Angst vor klaren, eindeutigen Worten hat, flüchtet sich häufig in diffuse, nicht selten moralische Erklärungen, warum man etwas angeblich „nicht sagen dürfe”, warum „das nicht gehe”. Fast immer steckt jedoch Furcht dahinter: Vor Konfrontationen und möglichen Konsequenzen, vor Hilflosigkeit und fehlenden weiteren Optionen. Anstatt aber Ihre Formulierungen abzuschwächen, sollten Sie die Gründe für Ihre Ängste angehen. Fürchten Sie, dass man Sie dann gar nicht mehr mag? Dass Sie damit nicht umgehen können?

 

Nur, wenn Sie selbst klar sind, werden Sie auch entdecken, ob Ihr berufliches oder privates Gegenüber wirklich (noch) zu Ihnen passt. Beispiel: Wenn Sie sich nicht trauen, am Arbeitsplatz offen und ehrlich zu sprechen, dann können Sie aus taktischen Gründen trotzdem bleiben. Aber Sie wissen dann selbst, was Sie von „Wir sind hier wie eine Familie” oder „Wir schätzen eine offene, vertrauensvolle Kultur” zu halten haben. Das ist anfangs ernüchternd, aber dann wissen Sie nun zumindest, woran Sie wirklich sind. Sie können entsprechend handeln, anstatt noch mehr Zeit und Herzblut zu investieren.

 

An einer klaren, verständlichen Sprache erkennt man jemanden, der gedanklich geordnet und selbstsicher ist – und sich als stark genug empfindet, bei Bedarf auch einen anderen Weg (z. B. neue Stelle) zu finden. Wie eingangs betont, sollte sie gleichwohl respektvoll und höflich sein, damit Sie sich nicht unnötig Feinde und das Leben selbst schwer machen. Aber das darf nie so weit gehen, dass Sie Ihre Bedürfnisse und Wünsche hinter vermauschelten, zaghaften Andeutungen verstecken. Sie dürfen sagen, wer Sie sind und was Sie wirklich wollen, und ein respektvolles Gegenüber wird das auch einbeziehen.

 

Zur vergangenen Job-Kolumne: Überfällige Neuorientierung

 

Zum Autor: Karriere-Coach Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der „Freien Presse“, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA. www.media-dynamics.org.