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Erfolg im Job: Wie sehen andere, dass ich mehr kann?

Erfolg im Job: Wie sehen andere, dass ich mehr kann? Attila Albert

Viele Medienprofis wollen sich weiterentwickeln, stoßen dabei aber an Grenzen. Karrierecoach Attila Albert sagt, wie Sie andere erfolgreich auf Ihre Fähigkeiten aufmerksam machen.

Berlin –  Ganz am Anfang des Berufslebens, in der Zeit rund um Schule, Universität und Volontariat, haben sich viele Medienprofis gefragt: „Was kann und will ich beruflich eigentlich?‟ Meist mit Hilfe anderer (z. B. Eignungstests, Berufsberatung) haben sie ihren Weg gefunden. Viele Jahre später kommt diese Frage wieder, diesmal in der Form: „Was kann ich noch, und was will ich jetzt überhaupt?‟ Dabei geht es um bisher wenig oder gar nicht genutzte Fähigkeiten, also um das eigene Potenzial, und die dazugehörigen Prioritäten: Man will sich weiterentwickeln, nun aber – mit mehr Erfahrung – selbstbestimmter als früher.

 

Einerseits hat die eigene Potenzialentwicklung das Ziel, stärker seinen Neigungen und Interessen nachgehen zu können, die sich im Laufe des Berufslebens immer wieder verändern. Das erlaubt, sich stärker zu verwirklichen und authentischer zu arbeiten. Andererseits lohnt sie sich auch, um veränderten Wünschen und Gegebenheiten beim Arbeitgeber (Angestellte) bzw. im Markt (Freie) besser nachkommen zu können. Hier verspricht sie mehr beruflichen und damit auch finanziellen Erfolg. Im Idealfall trifft bei Ihnen beides zusammen: Sie arbeiten mehr so, wie Sie und auch andere es schätzen.

 

Verstehen, warum andere einen einengen
Dabei stellt man allerdings fest, dass andere einen immer wieder auf eine bestimmte Rolle festlegen und einem anscheinend nicht mehr zutrauen. Aber dafür gibt es rationale Gründe, die man verstehen sollte: Es vereinfacht für jeden Menschen die sozialen Interaktionen, wenn man andere „in eine Schublade steckt‟, anstatt sie ständig neu zu bewerten. Große, komplexe Organisationen wie Unternehmen können überhaupt nur funktionieren, wenn Mitarbeiter in berechenbaren, relativ festgeschriebenen Rollen arbeiten. Vorwürfe an den Chef sind daher verständlich, bringen einen aber nicht weiter.

 

Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie deswegen alles hinnehmen müssten und sich nicht mehr weiterentwickeln könnten. Wer sein Potenzial entfalten möchte und sich an seinem aktuellen Arbeitsplatz ständig eingeengt fühlt, muss einen Entschluss zum Wechsel oder – wenn es notwendig ist – sogar zum Abschied vom Unternehmen treffen. Das kann schwierig oder sogar schmerzhaft sein, wenn man seinem Chef viel verdankt, seine Kollegen mag und seine Aufgaben meist noch immer spannend finden. Aber nur, wenn man seine bisherige Rolle zumindest teilweise aufgibt, wird man frei dafür, eine neue anzunehmen.

 

Nicht darauf hoffen, entdeckt zu werden

Insbesondere angestellte Medienprofis haben oft die Erwartung, dass andere ihr Potenzial entdecken müssten und dafür auch verantwortlich wären, vor allem der direkte Vorgesetzte und die Personalabteilung. Tatsächlich gibt es solche Bemühungen, wenn überhaupt, nur für junge Kollegen („High Potentials‟). Spätestens mit Mitte 30 enden solche Programme meist. Ansonsten ist ein Chef, der sich uneigennützig für einen einsetzt, eher ein glücklicher Zufall. Grundsätzlich sollten Sie daher nicht darauf hoffen, von anderen entdeckt zu werden, sondern Ihre Präsenz und Positionierung als ureigene Aufgabe ansehen.

 

Auch wenn man sich selbst bestimmte Fähigkeiten zutraut, heißt das gleichzeitig noch lange nicht, dass andere das ebenso sehen. Kompetenzen muss man glaubhaft beweisen. Hier gibt es drei Wege: Theoretische Beweise (Weiterbildungen, Zertifikate), praktische (ähnliche Tätigkeiten anderswo, erfolgreiches Pilotprojekt) sowie Empfehlungen. Im Idealfall bemühen Sie sich um alle drei, und zwar konsequent und schlüssig – also keine ständigen Wechsel oder widersprüchliches Auftreten. Nur so gelten Sie als Experte.

 

Sich selbst Gelegenheiten schaffen
„Aber mir gibt ja keiner eine Chance‟, sagen Medienprofis resigniert, die feststellen mussten, dass ihre Angebote und Vorschläge immer wieder abgelehnt wurden. Es ist natürlich am einfachsten und daher immer empfehlenswert, zuerst am aktuellen Arbeitsplatz zu versuchen, sich neu zu positionieren. Oft sind Vorgesetzte hilfsbereiter und Stellenprofile flexibler, als man gedacht hätte. Gelingt das aber nicht, muss man sich Gelegenheiten anderswo schaffen (z. B. zuerst als nebenberufliche Selbstständigkeit, Ehrenamt). Reicht auch das nicht, empfiehlt sich nach 1-2 Jahren der interne oder externe Jobwechsel.

 

Bei der Selbsteinschätzung kann man allerdings teilweise oder ganz daneben liegen, sich unter- oder überschätzen. Reflektieren Sie deshalb regelmäßig (z. B. zum Jahresende) Ihre Stärken, Ihre Schwächen und Ihr Potenzial. Holen Sie dazu kompetentes Feedback (z. B. von einem Karriereberater oder Mentor) ein, um Ihr Selbstbild mit der Wahrnehmung anderer abzugleichen. Sie treffen auch danach weiterhin Ihre Entscheidungen selbst, wissen aber, worauf Sie mehr achten könnten und wo Sie eventuell umdenken sollten.

 

Wie jede Veränderung muss die Potenzialentwicklung im Alltag eingeplant werden. Sonst kommt beruflich wie privat immer wieder etwas dazwischen, und die Monate und Jahre vergehen, ohne dass man weiterkommt. Ein bis zwei Stunden monatlich sind dafür schon ausreichend (z. B. für die notwendigen Gespräche und Planungen). Aber sie zahlen sich in Bezug auf die eigene Zufriedenheit wie den Erfolg aus.

 

Zur vergangenen Kolumne: Mit Kritik umgehen

 

Zum Autor: Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der Freien Presse, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA.

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