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Die richtige Richtung: So gelingt die Karriere in jeder Lebensphase

Die richtige Richtung: So gelingt die Karriere in jeder Lebensphase Attila Albert

Die Medienbranche verändert sich ständig, und auch die eigene Arbeit ist fortlaufend im Umbruch. Da muss man sich selbst immer wieder bewusst fragen, wohin der eigene weitere Berufsweg führen soll. Karrierecoach Attila Albert sagt, wie Sie Ihre Richtung finden.

Berlin – Eine der einfallslosesten, trotzdem häufigsten Fragen bei Vorstellungsgesprächen lautet, wo man sich wohl in fünf oder zehn Jahren sehen würde. Meist folgt darauf eine wenig originelle Verlegenheitsantwort; man weiß es ja schließlich auch nicht. Aber es lohnt sich doch, sich gelegentlich selbst zu fragen: Wohin soll mich mein weiterer Berufs- und Lebensweg führen – und bin ich schon in der richtigen Richtung unterwegs? Denn natürlich war auch dieses Jahr für Medienprofis wieder von unzähligen Veränderungen geprägt, die es immer wieder anspruchsvoll gemacht haben, sich auf den eigenen Weg zu konzentrieren.

 

Rund 745 000 Deutsche arbeiten heute in Medienberufen unterschiedlichster Art, mehrheitlich jedoch gar nicht mehr in klassischen Medienunternehmen wie Verlagen, Produktionsfirmen, Radio- und Fernsehsendern. Das ergab der jüngste Mikrozensus des Statistischen Bundesamts. 451 000 sind in Werbung und Marketing tätig, 52 000 in der PR. In der Verlags- und Medienwirtschaft arbeiten 32⁣ 000 Menschen und 211 000 in Redaktionen und Journalismus. Dabei hat sich über die Jahre vieles verändert, etwa das zahlenmäßige Verhältnis zwischen den Berufsgruppen und Mediensegmenten (Print, Radio, TV, Online).

 

Für die Medienprofis, die langfristig beruflich gefragt und erfolgreich sein wollen, stellt sich angesichts all der Umbrüche die Frage: Wie positioniere ich mich richtig, wenn sich ständig etwas ändert und vieles unklar ist? Selbst bin ich seit inzwischen bald 35 Jahren in der Branche aktiv, lange als Journalist und später als Karrierecoach, und konnte dabei die unterschiedlichsten Berufs- und Lebenswege mitverfolgen und teilweise begleiten. So verschieden sie waren, ließen sie doch bestimmte Erfolgsmuster erkennen, von denen man einige übernehmen kann. Darum soll es in meiner letzten Kolumne in diesem Jahr gehen.

 

So planen, dass Veränderung dazugehört
Anhaltender Erfolg beginnt vielleicht mit der Einsicht, dass Veränderung gerade in unserer Branche ein Dauerzustand ist und man sich besser damit anfreundet und selbst aktiv wird, als sich von anderen lenken zu lassen. Das bedeutet nicht, ständig auf dem Sprung zu sein, sich jedoch spätestens alle 3-5 Jahre zu fragen: Welche Perspektive habe ich, wie kann und sollte es weitergehen? Sowohl wegen der Dynamik der Medienbranche als auch wegen der verlängerten Regelarbeitszeit (Rente erst mit 67) ist es sinnvoll, selbst noch im vorgerückten Alter bewusste Karriereplanung zu betreiben und regelmäßig zu wechseln.

 

Sowieso hat jede Lebensphase – Berufseinstieg, Familiengründung, Stabilisierung usw. – ihre eigenen Prioritäten und Bedürfnisse. Darauf sollte man sich vorab einrichten und mit einem gelegentlichen Wechsel der Arbeitsform planen: Angestellt oder freiberuflich, in Voll- oder Teilzeit, im Büro oder Remote (von daheim, von unterwegs oder sogar aus dem Ausland). Das erfordert persönliche Klarheit, etwas Mut und gute Organisation, wird aber vom Gesetzgeber und den meisten Arbeitgebern unterstützt. Mit steigendem Alter – speziell, wenn die Kinder aus dem Haus sind – dürfen Sie tendenziell mehr riskieren.

 

Kompetenz und Charakter sprechen sich herum
Die eingangs genannten Zahlen zeigen, dass die Medienbranche vergleichsweise klein ist. Man kennt sich, Führungskräfte und Mitarbeiter wechseln zwischen einer überschaubaren Zahl von Unternehmen und tauschen sich aus. Achten Sie daher auf einen fachlich und charakterlich guten Ruf, denn er wird sich langfristig herumsprechen. Schätzt man Sie bei Ihrem aktuellen Arbeitgeber und anderswo, wird man bei offenen Stellen zuerst an Sie denken und zugänglich für Ihre Bewerbungen sein. Pflegen und erweitern Sie fortlaufend Ihre Kontakte, etwa bei Branchenevents wie dem European Publishing Congress.

 

Zur fachlichen Kompetenz gehört langfristig auch eine Spezialisierung, sei es auf ein bestimmtes Thema, auf ein Genre oder eine Methodik. Wer über den Berufseinstieg hinaus ein reiner Generalist bleibt, kann nirgendwo in die Tiefe vordringen und sich einen Namen als Experte machen – und ist damit leicht austauschbar. Selbstverständlich ist, sich fortlaufend mit den großen Themen der Branche zu beschäftigen, speziell mit modernen Organisationsformen und Technologien (aktuell u.a. Cloud-, Daten- und KI-Anwendungen). Sie müssen nicht jedes Detail kennen, aber die grundsätzliche Entwicklung verstehen.

 

Richtung für den weiteren Weg entscheiden
Mancher empfindet die fortlaufende Veränderung – und die damit notwendigen persönlichen Anpassungen – als mühevolle zusätzliche Belastung: „Wie gut soll ich denn noch werden?‟ Wer dieses Gefühl hat, ist meist in seinem beruflichen und privaten Alltag überplant und hat deswegen zu wenig Zeit und Kraft, sich darüber hinaus mit etwas zu beschäftigen. Zudem meint er, sich zu etwas zwingen zu müssen, was selten motiviert. Der Ausweg: Planen Sie Ihre Weiterentwicklung zeitlich ein (z. B. Karriereberatung, Kurs besuchen, Fachbuch lesen), und fokussieren Sie sich dabei auf etwas, das Sie interessiert und begeistert.

 

Nur selten geht ein detaillierter Plan für den eigenen Berufs- und Lebensweg auf, zu viele unerwartete Ereignisse – positive wie negative – kommen dazwischen. Realistisch ist es, sich für eine grundsätzliche Richtung zu entscheiden und in den Details flexibel zu bleiben. Hier zahlt es sich aus, dass die Medienbranche heute mehr als früher erlaubt (z. B. Wechsel vom Journalismus in die PR und wieder zurück, von der Redaktion auf die Verlagsseite). Wenn Ihnen also eine bestimmte Tätigkeit oder Arbeitsstelle inhaltlich, finanziell noch perspektivisch nicht mehr viel bringt – gehen Sie etwas anderes an.

 

Mit den eigenen Kräften haushalten
All die genannten Schritte erfordern, immer auch die notwendigen Ressourcen dafür zu haben. Das führt zur letzten Empfehlung: Fordern Sie sich heraus, haushalten Sie aber auch mit Ihren Kräften. Lassen Sie es nach Stressphasen bewusst ruhiger angehen. Wellness-Wochenenden oder Urlaub sorgen nur für kurzfristige Erholung; man muss für einige Zeit generell einmal weniger tun (z. B. weniger Aufgaben annehmen, Online-Konsum reduzieren). Das erlaubt, sich gedanklich wieder zu sammeln, sich auf seinen eigentlich gewählten Weg zu besinnen, von dem man zeitweise vielleicht abgekommen ist.

 

Viele grundlegende Veränderungen sind einem dabei selbst oft gar nicht immer bewusst. So vertreten viele Medienprofis, die ich vor 10, 20 oder sogar 30 Jahren kennenlernt habe, heute oft ganz andere Ansichten als damals, leben selbstverständlich meist auch unter veränderten Umständen, ohne dass sie oft darüber nachdenken. Viele haben Familien gegründet, was sie sich als junge Singles gar nicht vorstellen konnten; manche sind vom Praktikanten zum Chefredakteur aufgestiegen, andere ungewollt ein wenig ins berufliche Abseits gerutscht und müssen sich nun neu orientieren. Aber das Leben geht immer weiter, und man hat immer die Chance, es noch einmal anders anzugehen.

 

Zur vergangenen Kolumne: So kann Teilzeitarbeit gelingen

 

Zum Autor: Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der Freien Presse, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA.

www.media-dynamics.org 

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