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Angst um den Job: Wie Medienprofis mit drohendem Stellenabbau umgehen

Angst um den Job: Wie Medienprofis mit drohendem Stellenabbau umgehen Attila Albert

Schwache Geschäfte, Streiks und Stellenabbau sorgen bei vielen für Angst um den eigenen Job. Aber davon sollte man sich nicht völlig überwältigen lassen, rät Karrierecoach Attila Albert.

Berlin – In vielen Medienhäusern ist die Stimmung zum Jahresanfang 2025 schlecht: Deutschland ist wahrscheinlich im dritten Jahr einer Rezession ohne Perspektive auf eine grundlegende Verbesserung, Käufer und Anzeigenkunden halten sich entsprechend zurück. In einigen Unternehmen (aktuell z. B. Süddeutsche Zeitung) wird für höhere Gehälter gestreikt, wobei bereits klar ist, dass höhere Personalkosten dann anderswo wieder eingespart werden müssen. All das macht vielen Medienprofis Angst: Sie fürchten um ihre Stelle. Wie damit umgehen, welche Schritte sind jetzt sinnvoll? Dazu einige Gedanken.

 

Verräterische Hinweise im Unternehmen erkennen
Grundsätzlich ist es für Medienprofis jetzt besonders wichtig, über die Lage und Trends in der Branche informiert zu sein. Die Lektüre von Branchenmedien wie Kress, Kress Pro oder Medium Magazin hilft dabei, neutrale Informationen auch über den eigenen Arbeitgeber zu erhalten (z. B. zu den Geschäftszahlen, Erfolg wichtiger Titel und Projekte). Daneben gilt es, auf Zeichen im Unternehmen zu achten: Sind die Chefs auffällig besorgt oder nervös, werden offene Stellen nicht nachbesetzt, obwohl genug zu tun wäre, Rechnungen häufig verspätet bezahlt oder reklamiert, könnte es finanziell schlecht aussehen.

 

Realistischer Blick auf die eigene Position
Nach dem Blick auf die Branche und den Arbeitgeber gilt es, die eigene Position realistisch einzuschätzen: Wie sicher ist sie, würde man bei Bedarf zügig eine passende berufliche Alternative finden? Gerade langjährig Angestellte überschätzen oft lange ihre Lage, sind deshalb viel zu zögerlich und unentschlossen. Bei betriebsbedingten Kündigungen sind sie wegen der Kriterien der Sozialauswahl (v.a. Betriebszugehörigkeit, Lebensalter, Unterhaltspflichten, Schwerbehinderung) tatsächlich stärker geschützt, aber doch nicht vollständig. Verlieren sie ihre Stelle, sind sie unvorbereitet und schwer vermittelbar.

 

Nicht von der Angst lähmen lassen oder verdrängen
Die verständliche Angst vor einem Stellenverlust – plötzlich beruflich im Aus zu stehen, seine sozialen Kontakte und die bisherige Position zu verlieren, Rechnungen nicht mehr bezahlen zu können – kann einen lähmen. Viele Medienprofis verleitet das dazu, sich dann lieber gar nicht damit auseinanderzusetzen, sondern in Alltagsfluchten (z. B. immer den nächsten Urlaub) auszuweichen. Der bessere Weg: Die einzelnen Ängste durchgehen – wie hoch ist das tatsächliche Risiko, womit könnten Sie umgehen, wo ist dringend mehr Vorsorge nötig? Das bringt Zuversicht und Handlungsfähigkeit zurück.

 

Dort umschauen, wo der Trend anders verläuft
Geraten der eigene Arbeitgeber und das nähere Umfeld in Schwierigkeiten, entsteht leicht der Eindruck, dass es nun „überall‟ so wäre. Schnell wird daraus eine allgemeine Krisen- und Weltuntergangsstimmung. Lassen Sie sich davon nicht mitreißen, sondern achten Sie auf diejenigen Personen und Unternehmen, bei denen der Trend umgekehrt ist: Wo läuft es jetzt gut und warum, was könnten Sie sich davon abschauen? Beispiel: Die Werbebudgets schrumpfen zwar im klassischen Journalismus, dafür wachsen Corporate Publishing, Content Marketing u.ä., woraus sich mehr Stellenangebote dort ergeben.

 

Zukunftsplanung auch noch im mittleren Alter
Schon wegen des heutigen Renteneintrittsalters von 67 Jahren lohnt es sich selbst im mittleren Alter noch, seine berufliche Zukunft zu planen und immer wieder eine neue Herausforderung zu suchen. Aber auch, weil selbst die Älteren heute viel vitaler als früher sind, sich mehr einbringen, noch etwas gestalten und dazulernen wollen. Beschäftigen Sie sich deshalb mit Ihren nächsten beruflichen Zielen, Ihrem professionellen Profil und Ihrem Branchennetzwerk, auch wenn Sie schon über 40 oder 50 sind. Das macht Sie zuversichtlicher und stärker als diejenigen, die sich nur noch ans Bestehende klammern.

 

Weniger Konsumausgaben, dafür mehr Investieren
Jeder der genannten Punkte erfordert ein wenig Zeit, Aufmerksamkeit und manchmal auch Geld (z. B. für eine Berufsberatung oder Weiterbildung, Fahrten zu Vorstellungsgesprächen oder Branchenkonferenzen). Gerade, wenn es um Ihre Existenzsicherung geht, darf nicht ständig alles andere wichtiger sein. Schichten Sie daher um: Mehr Investitionen in Ihre berufliche Zukunft, dafür weniger Konsumausgaben. Viele Kleinigkeiten addieren sich hier übers Jahr, z. B. weniger Zeit mit Netflix, Spotify und den sozialen Medien, weniger Reisen oder Restaurantbesuche verschaffen Ihnen Freiräume für Wichtigeres.

 

Wenn eine Weiterbildung, dann zielgerichtet
Krisenzeiten sind der falsche Zeitpunkt für allgemein interessante, eher oberflächliche Weiterbildungen in der Hoffnung, dass sie irgendwie nützlich sein könnten. Sie verlieren damit wertvolle Zeit und eigenes Geld bzw. das Weiterbildungsbudget Ihres Arbeitgebers. Mehr noch, vermittelt derartiger Aktionismus den falschen Eindruck, dass Sie damit nun schon etwas für Ihre Zukunft tun würden. Definieren Sie zuerst Ihr

Ziel: Was wollen Sie erreichen, braucht es dafür überhaupt eine Weiterbildung – und wenn ja welche? Erst wenn das klar ist, sollten Sie nach einem passenden Programm suchen.

 

Wahre Gründe für ewiges Zögern ermitteln
Häufig stimmen Medienprofis all diesen Gedanken zu, bleiben aber trotzdem passiv: „Ich will noch ein wenig abwarten‟, „Mal sehen, wie es sich entwickelt‟, „Das will gut überlegt sein…‟ So vergehen Monate und Jahre, in denen sie nicht vorankommen, aber älter werden und wertvolle Chancen anderswo vertun. Hier gilt es, die Gründe für ewiges Zögern zu ermitteln: Angst vor einer falschen Entscheidung, Unklarheit über den richtigen Kurs, ständige Rücksicht auf andere (Chef, Kollegen, Familie)? Schon der Respekt vor den eigenen Lebensjahren sollte einem dann aber sagen, dass man nicht ewig warten kann.

 

Zur vergangenen Kolumne: Wenn Medienprofis besser wechseln

 

Zum Autor: Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der Freien Presse, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA.

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