Jobs
Newsroom

Mehr Karriere-Optionen: Warum Kontakte in andere Medienhäuser so wichtig sind

Mehr Karriere-Optionen: Warum Kontakte in andere Medienhäuser so wichtig sind Attila Albert

Viele Medienprofis verbringen Jahre, manchmal ihre gesamte Laufbahn beim selben Arbeitgeber. Das hat seine Vorteile, kann aber auch zu Langeweile, Betriebsblindheit und ausbleibenden Angeboten führen. Mediencoach Attila Albert sagt, wie Sie langfristig gut netzwerken.

Berlin – Kürzlich war ich wieder einmal in Hamburg und habe innerhalb von zwei Tagen mehrere Branchenkollegen und -freunde getroffen. Einige arbeiten bei Axel Springer, andere bei Bauer und Funke. Wieder andere beim Spiegel-Verlag, bei der Motor Presse und bei RTL (vorher Gruner und Jahr). Nur wenige Kilometer liegen diese Unternehmen voneinander entfernt, einige nur Gehminuten. Doch Welten trennen sie, wenn man sich die Mitarbeiter und die Ausstattung ansieht, die Gesprächsthemen und Atmosphäre aufnimmt.

 

All diese Medienhäuser sind auf ihre Art erfolgreich, auch wenn sie natürlich ihre jeweils eigenen Herausforderungen haben. Viele Medienprofis verbringen Jahre, manchmal sogar ihre gesamte berufliche Laufbahn bei einem dieser Unternehmen. Ebenso sieht es in Berlin, München, Frankfurt, Köln oder in anderen Städten aus. Beständigkeit hat ihre Vorteile, kann aber auch zu Langeweile, Betriebsblindheit und weniger Optionen führen (z. B. wegen fehlender Vergleichsmöglichkeiten, Branchenkontakte und Jobangebote).

 

Eigenes Netzwerk aufbauen und pflegen

Wenn Sie sich bei Ihrem aktuellen Arbeitgeber „wie im falschen Film“ fühlen, sollten Sie sowieso zeitnah wechseln, um beruflich wieder glücklich zu werden. Aber auch, wenn Sie mäßig zufrieden sind, lohnt sich der Blick in andere Unternehmen, um Ihre Möglichkeiten zu überdenken oder sich etwas für den aktuellen Job abzuschauen. Nicht zuletzt macht es Spaß, ist interessant und bereichernd, frühere Kollegen wiederzusehen und neue kennenzulernen. Das ist nicht schwierig und braucht auch nicht unendlich viel Zeit.

  • Versuchen Sie zumindest zu Beginn Ihres Berufslebens einige Male den Arbeitgeber zu wechseln (alle zwei bis vier Jahre). Sie entscheiden nach dieser Erfahrung besser, wer am besten zu Ihnen passt, und profitieren ein Leben lang von diesen Kontakten.
  • Wenn Sie beruflich seit langer Zeit (mehr als fünf Jahre) beim gleichen Arbeitgeber sind: Suchen und pflegen Sie Kontakte zu Kollegen in anderen Medienhäusern. Treffen Sie sich gelegentlich, schreiben Sie einen Gruß, rufen Sie mal durch.
  • Nutzen Sie Branchentreffen – Weiterbildungen, Konferenzen, Diskussionen –, um mit Branchenkollegen ins Gespräch zu kommen, die in anderen Medienkategorien und bei anderen Marken arbeiten. Das erweitert Ihren Horizont, regt neue Ideen an.
  • Vermeiden Sie es, sich ständig mit Gleichgesinnten zu umgeben. Das bestätigt zwar auf angenehme Weise, führt aber zu immer mehr blinden Flecken in Ihrer Weltsicht. Suchen Sie Menschen, von denen Sie Neues lernen, die anders als Sie sind.
  • Lesen Sie regelmäßig andere Zeitungen, Magazine und Online-Portale, als Sie es gewöhnlich tun und bevorzugen. Gleiches gilt für die Nutzung von TV, Video und Audio. Versuchen Sie zu verstehen, wie andere arbeiten und was sie bewegt.
  • Achten Sie auf eine Durchmischung in Bezug auf das Lebensalter, um die jeweils damit verbundenen Erfahrungen zu hören und nicht immer nur mit denselben Bekannten zu tun zu haben. Befreunden Sie sich mit jungen bis alten Medienprofis.
  • Bitten Sie um eine Rotation. Gehen Sie zwei bis vier Wochen in eine andere Abteilung oder Tochtergesellschaft im In- oder sogar Ausland. Im Rahmen einer Bewerbung ist eine diskrete Hospitanz sogar bei einem potenziellen neuen Arbeitgeber möglich.

 

Etwas lernen können Sie immer

Kein Arbeitgeber ist perfekt, und selbst unter guten Kollegen und Freunden gibt es immer jemanden, der mal nervt – jammert, streitet, ein bisschen langweilig ist, sich aufspielt. Aber das muss erfolgreiches Netzwerken nicht stören: Fachlich, strategisch oder persönlich lernen Sie dabei immer etwas, können dies übernehmen, jenes selbst vermeiden. Achten darauf, sich regelmäßig persönlich zu treffen. Rein digitale Kommunikation führt leicht zu Missverständnissen, soziale Fähigkeiten (z. B. nonverbales Verstehen) verarmen.

 

Selbstverständlich werden Sie, je nach Karriere-Phase, unterschiedliche Interessen und Ziele haben. Auch Zeit und Kraft sind immer begrenzt. Aber wenn Sie nur zwei Stunden pro Woche dafür einplanen, können Sie Ihr Netzwerk enorm kräftigen und erweitern: Ein gemeinsames Mittagessen (60 Minuten), ein Kaffee (30 Minuten), zwei Telefonate oder E-Mails (je 15 Minuten) pro Woche – schon haben Sie jeweils vier Kontakte neu geknüpft oder gestärkt, neue berufliche Möglichkeiten angestossen und etwas dazugelernt.

 

Ziele und Auftreten überlegen und üben

Dabei ist es erlaubt und sogar sinnvoll, wenn Sie mit einer gewissen Intention netzwerken. Überlegen Sie sich vorher, was Sie beabsichtigen und Ihrem Gegenüber zu dessen Vorteil anbieten können. Mindestens gute Gesellschaft und Interesse an seinen Anliegen, vielleicht sogar die Idee zu einer beidseitig vorteilhaften Zusammenarbeit. Umgekehrt ist es erlaubt, dass Sie von einem spannenden Projekt, einem beruflichen Wechselwunsch oder einer geplanten Selbstständigkeit erzählen. Wichtig ist jedoch, dass Sie wissen, warum.

 

Mit einem überlegten Auftreten respektieren Sie die Zeit Ihres Gegenübers, zeigen Anstand und Fokus. Wenn Sie sich unsicher fühlen, etwa nicht genau wissen, wie Sie einen noch unbekannten Branchenkollegen ansprechen, wie Sie das Gespräch beginnen und am Laufen halten: Üben Sie vorab. Notieren Sie sich einige Stichpunkte, spielen Sie das Gespräch mit dem Partner oder einem Freund durch. Jeder kann lernen, ein guter, aufmerksamer Netzwerker zu sein, und wird beruflich wie privat davon profitieren.

 

Zur vergangenen Job-Kolumne: Mehr innere Ruhe

 

Zum Autor: Karriere-Coach Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der „Freien Presse“, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA. www.media-dynamics.org.