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Richtig schreiben für Journalistinnen und Journalisten: Weniger kann mehr sein

Richtig schreiben für Journalistinnen und Journalisten: Weniger kann mehr sein Ist das „vorheriger“ nötig?

„Vorsicht, Sprachfalle!“ Teil 106: Stephan Töngi rät, auf bestimmte Formulierungen zu verzichten.

Mannheim – Wer sich noch an meine Sprachfallen 34 sowie 47 bis 49 erinnert, hat ein wahnsinnig gutes Gedächtnis und weiß außerdem, dass ich Texte gerne entschlacke: Weg mit überflüssigen Wörtern!

 

Beispiel 1: Ein Wort, das durch die Corona-Krisen eine steile Karriere hat, ist das Adjektiv „vorherig“. Viele Ankündigungen von Veranstaltungen liefen nach dem Muster ab: „Die Teilnahme ist nur nach vorheriger Anmeldung unter … möglich.“ 


Beispiel 2: Nach diesem Strickmuster laufen oft auch Sätze mit der Konjunktion „nachdem“: „Nachdem der Mittelstürmer den Ball vorher/zuvor an die Latte geschossen hatte, köpfte er zum 1:0 ein.“ 


Beispiel 1 führt der Duden als richtig an. Er übersieht, dass eine Anmeldung ja der Teilnahme vorausgehen muss – im Nachhinein wäre sie aber wenig sinnvoll. Völlig ausreichend wäre also die Formulierung: „Die Teilnahme ist nur nach Anmeldung per E-Mail möglich.“


Beispiel 2 übersieht, dass das „nachdem“ ein „vorher/zuvor“ überflüssig werden lässt. In unserem Beispielsatz darf also ein Adverb wie „vorher“ oder „zuvor“ ersatzlos entfallen. 

 

In der nächsten Sprachfalle geht’s um den Unterschied zwischen „launig“ und „launisch“.

Die vorherige (!) Sprachfalle beschäftigte sich mit dem Unterschied von „gerade stehen“ und „geradestehen“

 

Stephan Töngi war beim „Mannheimer Morgen“ zuletzt für die Qualitätssicherung zuständig. Zuvor arbeitete er als Redakteur, später stellvertretender Ressortleiter in der Politikredaktion. Bei seiner Tätigkeit begegneten ihm typische Schreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Mit seiner wöchentlichen Kolumne möchte er Kolleginnen und Kollegen davor bewahren, in die Fallen der deutschen Sprache zu tappen.