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Körpersprache-Beiträge in Medien: Was die Gebetshaltung auch bedeuten kann

Insbesondere Management- und Karriere-Redakteure schreiben häufig über Körpersprache. Das ist richtig und wichtig, sagt Mario Müller-Dofel.

Frankfurt - Denn die nonverbale Ausdrucksweise wirkt im Schnitt stärker als die gesprochenen Worte – auch in journalistischen Interviews. Falsch ist allerdings, meint Müller-Dofel, dass Körpersprachesignale immer das aussagen, was in manchen Beiträgen behauptet wird.

Dafür führt Mario Müller-Dofel, Leiter des Onlineportals „Gesprächsführung“ der Akademie Berufliche Bildung der deutschen Zeitungsverlage (ABZV), Beispiele aus der "Wirtschaftswoche" an.

 


Mario Müller-Dofel verantwortet das ABZV-Portal zur Gesprächsführung.

 

Konkret geht es um einen Beitrag auf Wirtschaftswoche online, der mit folgenden Worten überschrieben ist: „Was Gesten über Sie verraten. Ein Lächeln sagt mehr als 1000 Worte, verschränkte Arme signalisieren Ablehnung. Nicht nur in heiklen Situationen zeigt nonverbale Kommunikation, wie sich Ihr Gesprächspartner fühlt. Ein Überblick über eindeutige Gesten.“

„Eindeutige Gesten“ – eine solche Formulierung sei naiv und gefährlich, weil sie andere Deutungen ausschließt und sich mit Halbwissen zufrieden gibt, das wiederum zu unangemessenen, kontraproduktiven Reaktionen gegenüber Gesprächspartnern führen kann.

Im journalistischen Bereich sollten sich dies vor allem Interviewer bewusst machen, schreibt ABZV-Mann Müller-Dofel, und erläutert seinen Widerspruch anhand von drei Beispielen aus dem Wiwo-Beitrag „Menschen, die ihre Hände wie zum Gebet aneinanderlegen, fühlen sich sicher: Entscheidungen, die sie getroffen haben, stehen fest und sind nicht mehr zu ändern.“

So steht es im Wiwo-Beitrag unter Bild 2. Müller-Dofel widerspricht: Die Gebetshaltung könne natürlich auch andere Gründe haben.

So hielten sich viele unsichere Gesprächspartner auf diese Art (an sich) fest, um inneren Halt zu finden. Wenn beispielsweise ein aufgeregter, verärgerter Interviewpartner in dieser Haltung sagt, er will das Interview beenden, könnten versöhnliche Gesten und eine weicher klingende, deutlich Respekt signalisierende Gesprächsführung des Journalisten das Interview noch eine Stunde weiter tragen. (B.Ü.)

Newsroom.de-Service: Weitere Beispiele und Empfehlungen, wie Journalisten mit Körpersprachesignalen ihrer Gesprächspartner umgehen sollten, lesen Sie unter Vorsicht vor oberflächlichen Urteilen – auch in Interviews